Abb.: Inkoh
Bis 2040 will die Schweizerische Post rund 90 Prozent ihrer CO2-Emissionen reduzieren. Die restlichen zehn Prozent, die bis dahin technologisch nicht vermieden werden können, sollen aktiv der Atmosphäre entzogen werden. Zum Beispiel in Thüringen. Oder durch Pflanzenkohle.
Generell fokussiert die Schweizerische Post zurzeit unterschiedliche naturnahe Methoden. Eine davon soll die Waldbewirtschaftung werden. Eine weitere natürliche Methode, um aktiv CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen, ist das Speichern von CO2 in Böden durch speziell hergestellte Pflanzenkohle. Konkret hat die Post bereits eine Vereinbarung mit der Firma First Climate (Switzerland) zur Unterstützung eines Projektes unterzeichnet. Eine Firma namens Inkoh produziert Pflanzenkohle in Maienfeld im Kanton Graubünden. Pflanzenkohle könne in der Landwirtschaft oder zur Bindung von CO2 in langlebigen Baumaterialien wie zum Beispiel Beton oder Asphalt eingesetzt werden.
Nachhaltig wachsender Wald wiederum, wie er jetzt in Thüringen gepflegt werden soll, entferne CO2 aus der Atmosphäre und binde es im Holz. Darum steckt die Post jetzt Geld in dessen sorgsame Bewirtschaftung. Ein erster Kaufvertrag wurde für ein Waldstück im deutschen Thüringen unterschrieben.
Ab 2030 will die Post im eigenen Betrieb klimaneutral sein und ab 2040 in der gesamten Wertschöpfungskette bei all ihren Tätigkeiten in den vor- und nachgelagerten Prozessen (zum Beispiel bei Lieferanten und Subunternehmen) die Netto Null erreichen. Der grösste Hebel ist die Elektrifizierung ihrer Fahrzeugflotte. Bereits heute sind rund 50 Prozent aller Fahrzeuge der Post emissionsfrei unterwegs. In zweiter Priorität investiert die Post intensiv in erneuerbare Energien, fossile Energieträger ersetzt die Post. Auf den Dächern ihrer Immobilien – wie Brief- und Paketzentren – werden zunehmend Solaranlagen betrieben.
Dennoch werden nach derzeitigen Berechnungen in 2040 Restemissionen von rund 10 Prozent des Ausstosses anfallen. «CO2, das wir nicht selbst reduzieren können, darf nicht in der Atmosphäre bleiben. Wir wollen es mit verschiedenen Massnahmen aktiv der Atmosphäre entziehen und langfristig binden», betont Roberto Cirillo, Konzernleiter der Post. Hochwertige und wirkungsvolle technische CO2-Neutralisations-Leistungen seien heute auf dem Markt noch kaum verfügbar. Deshalb werde die Post selbst aktiv.
Foto: Post CH
Bei der Prüfung von möglichen Investitionen orientiert sich die Post an klaren Kriterien: «Im Zentrum steht für uns das CO2-Speicher-Potenzial durch den Zuwachs im Wald und eine nachhaltige Holznutzung», erklärt Postchef Roberto Cirillo. Für die Umsetzung eines langfristigen Engagements müssen dafür genügend grosse Wald- oder Landflächen verfügbar sein, in der Schweiz oder in europäischen Ländern mit vergleichbarer politischer und rechtlicher Stabilität. Im Juni 2023 hat die Post deshalb besagten Kaufvertrag über eine Waldfläche von rund 2400 Hektar in Thüringen eingeplant. Die eigentliche Übernahme der Waldfläche sei für Herbst 2023 geplant. Über den Kaufpreis und die Konditionen haben die Parteien Stillschweigen vereinbart.
Cirillo betont: «Wenn wir ernsthaft unsere Ziele gemäss SBTi-Standards erreichen wollen, müssen wir auch aktiv CO2 aus der Atmosphäre entziehen. Das ist unsere langfristige Strategie.» Die Waldbewirtschaftung ist dabei aktuell die wirkungsvollste Methode. Die Post analysiert laufend weitere Methoden. (…) Da für die CO2-Bindung und langfristige Speicherung noch viele Entwicklungen zu erwarten sind, steht der Post ein Beirat mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Klima und Energie zur Seite».
Bereits 2022 hat die Post für den Aufbau des Neutralisationsportfolios die 100%-Tochtergesellschaft Post CDR AG gegründet. Das Kürzel CDR steht für Carbon Dioxide Removal.
Stefan Dauner / klk.
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- Geschrieben von: Klaus Koch