Unter Geiern
Zwischen James-Bond-Hubschraubern, U-Booten und Geiern finden sich die ungewöhnlichsten Transporte, die DHL von einer Schimpansin mit Lähmung über berühmte Film-Requisiten bis hin zu einer mobilen Herzklinik im Jahr 2024 abgewickelt hat.
Millionen von Paketen mit Spielzeug und Büchern, palettenweise Unterhaltungselektronik, Flugzeugladungen und Schiffscontainer mit Maschinen- oder Autoteilen sind Aufträge, die DHL routiniert erledigt. Zu den Aufträgen, die aus der Rolle fallen, gehörten im ablaufenden Jahr aber auch noch ganz andere, wie etwa berühmte 130 ikonische Requisiten aus der Welt von James Bond, die von der Prager Ausstellung «Bond in Motion» zum 330 km entfernten «007 Action»-Event in Wien reisen durften. 27 Autos, acht Motorräder, Kostüme, Fallschirme – und sogar James Bonds Führerschein.
Ein Highlight war der Aston Martin DB5, eines der berühmtesten Autos der Filmgeschichte, das in acht Bond-Filmen eine Rolle spielte – von «Goldfinger» (1964) bis «Keine Zeit zu sterben» (2021). Ausserdem beförderte DHL das über acht Meter lange Schneemobil, mit dem James Bond sich in «Stirb an einem anderen Tag» eine halsbrecherische Verfolgungsjagd durch eine Eislandschaft lieferte. Der Hubschrauber, den Bond in «Spectre» zerstörte, war ebenfalls mit dabei. DHL setzte 22 Lkw ein, darunter spezielle Autotransporter mit hydraulischen Hebebühnen.
Der Heli, den Bond in «Spectre» zerstörte,
Sozusagen «unter Geiern» befanden sich die Logistiker, als 163 Kap- und Weissrückengeier im Januar 2024 von einem Reservat bei Pretoria ins «Shamwari»-Wildschutzgebiet am Ostkap Südafrikas umzogen. Die vom Aussterben bedrohten Vögel gelangten damit in eine sichere Umgebung, wo sie ungestört brüten und existieren können. Der Transport über mehr als 1000 km wurde von gemeinnützigen Organisationen unterstützt und war die grösste Geier-Umsiedlung aller Zeiten. DHL setzte zwei 34-Tonner sowie fünf Begleit- und Sicherheitsfahrzeuge ein und sorgte dafür, dass die 18-stündige Reise für die seltenen Vögel so stressfrei wie möglich verlief. 50 Freiwillige halfen mit und luden alle Geier innerhalb von drei Stunden auf die Fahrzeuge. Die Initiative ist Teil eines breiter angelegten Projekts zur Wiederherstellung afrikanischer Geierpopulationen.
Eine Japan-Tournee des London Philharmonic Orchestra im September 2024 war nicht nur ein grosses Musik-Event, sondern auch ein forderndes Logistikprojekt.
Wertvolle Instrumente
DHL transportierte 60 wertvolle Instrumente, darunter Kontrabässe, Celli, Pauken und eine Harfe, von Grossbritannien zur Hamamatsu Act City Concert Hall in Japan. Die Lieferung über etwa 9500 km auf dem Luft- und Landweg erforderte akribische Planung. So musste DHL die Temperatur durchgehend zwischen 17 und 21 Grad Celsius halten, damit sich die Holzinstrumente nicht verzogen und keine Risse bekamen. Spezielle Transportboxen waren darauf ausgelegt, Stösse und Erschütterungen zu dämpfen.
Mobile Herzklinik
Im Februar 2024 schickte DHL die weltweit erste mobile Herzklinik auf eine Reise über Ozeane – von Bremen nach Zacamil in El Salvador. Entwickelt wurde die Klinik von der Hilfsorganisation Kinderherzen. Das mobile Krankenhaus ermöglicht lebensrettende chirurgische Eingriffe für Kinder mit angeborenem Herzfehler in Weltregionen, in denen darauf spezialisierte Einrichtungen fehlen. Der Transport umfasste elf Container auf dem See- und Landweg. Nach einem zweiwöchigen Aufbau der Klinik begannen Herzchirurgen aus verschiedenen Ländern mit der kostenlosen Behandlung der kleinen Patientinnen und Patienten. Die Klinik blieb bis Mai 2024 in El Salvador, danach transportierte DHL sie weiter nach Burundi in Ostafrika.
Fotos: DHL
Ein Tier mit einer bewegenden Lebensgeschichte: Im August 2024 transportierte DHL (wir berichteten) das teilweise gelähmte Schimpansen-Weibchen Chocolat von Kenia ins britische Dorset, wo «Monkey World» eine Auffangstation für Affen betreibt. Chocolat hatte den illegalen Handel mit Buschfleisch in der Republik Kongo überlebt und war 2001 als Säugling gerettet worden. Wilderer hatten damals ihre Mutter getötet, und Chocolat wurde durch Schrotkugeln verletzt. Seither ist sie an einer Hand und einem Fuss gelähmt. Ihre ursprüngliche Retterin hatte sie in Kenia zwanzig Jahre lang in Obhut genommen. 2024 brauchte Chocolat allerdings einen Platz in einer spezialisierten Einrichtung, die ihr die bestmögliche Betreuung bieten konnte. Die Reise begann mit einem Flug von Nairobi zum britischen Flughafen East Midlands. Anschliessend ging es auf dem Landweg weiter nach Dorset. Eine massgeschneiderte Box sorgte für Chocolats Sicherheit und war mit Obst und Süsskartoffeln ausgestattet. Tierexperten begleiteten die Schimpansin während des gesamten Transports und stellten sicher, dass sie wohlbehalten ankam. In ihrem neuen Zuhause lernte sie sechs andere Schimpansen kennen – eine Familie, wie Chocolat sie seit ihrer Zeit in der Wildnis nicht kannte.
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- Geschrieben von: Klaus Koch