Das kleine Städtchen Weener in Ostfriesland kennt kaum ein Mensch. Ab und zu kommt mal ein Kreuzfahrtschiff nach seinem Stapellauf bei der Meyerwerft auf der Ems vorbei. Und beim hier beheimateten Bauteile-Zulieferer Wildeboers ein SOTO-Robot der Jungheinrich-Tochter Magazino.

In der ansonsten etwas menschenleeren Gegend, räumt der Projektleiter anlässlich der IFOY-Tests ein, trifft es sich ganz gut, bei Wildeboers, Zulieferer von Bauteilen für Brandschutz, Luftverteilung, Gebäudesystemtechnik und Schallschutz, in Zusammenarbeit zwischen Jungheinrich und der Porsche-Tochter MHP für die Automatisierung der innerbetrieblichen «letzten Meile» vom neuen Logistikzentrum in die Produktion den herstellerunabhängigen MHP-FleetExecuter einzusetzen. Mit 1,2 Mio. Euro nicht ganz billig.

 

 

Aber zusammen mit sechs Mobilen Robots ERC 213a, die den Transport von Grossladungsträgern (GLT) aus Europaletten und Gitterboxen übernehmen, und dem SOTO, der den Transport von Kleinladungsträgern (KLT) übernimmt, eine interessante Anwendung in der Kategorie der «Integrierten Lösungen» des International Intralogistics- and Forklift of the Year-Award 2025. Das Jungheinrich Logistics Interface fungiert als Middle Layer zwischen dem FleetExecuter und der Peripherie. Und nahezu unersetzliche Dienste leistet hier die VDA 5050-Schnittstelle.

 

LogisticsInnnovation stellt

in loser Reihenfolge die für

den IFOY Nominierten vor

 

Die grosse Herausforderung, mehrere Mobile Robots unter einem Dach mit Hilfe einer externen Schnittstellenlösung effizient zu betreiben, wurde nach Einschätzung der Testcrew und der Auditoren in dem Projekt mit Bravour gemeistert. Jungheinrich habe eine offene und flexible Automatisierungslösung geliefert, die dem Kunden die Freiheit biete, je nach Aufgabenstellung und Bedarf externe Komponenten und Lieferanten in das System einzubinden.

 

Foto: klk.

 

 

Mit den ERC 213a wurden bewährte Mobile Robots zur Automatisierung wiederkehrender Transportaufgaben auf engstem Raum eingesetzt. Dank ihres kompakten Designs eignen sie sich optimal für geringe Arbeitsgangbreiten. Neben hoher Prozesssicherheit und kurzer Amortisationszeit überzeugen sie durch umfangreiche Sicherheitssysteme für den reibungslosen Einsatz im Mischbetrieb.

Der SOTO eignet sich hervorragend für den automatisierten Transport von Kleinladungsträgern entlang der Produktionslinie sowie für die Ein- und Auslagerung direkt in und aus Durchlaufregalen oder auf Förderbänder. Er ermöglicht die Materialverfolgung in Echtzeit und bietet Prozesssicherheit.

 

IFOY 2025 SOTOFotos: Th.Willemsen

 

Er nimmt bis zu 14 KLT in zwei verschiedenen Grössen problemlos von zwei Seiten auf und transportiert sie sicher an ihren Bestimmungsort. Sein verstellbarer Greifer erreicht Höhen zwischen 400 und 1.700 mm und ermöglicht eine 180 Grad-Drehung der KLT – für ein präzises und stufenloses Handling in unterschiedlichen Regalhöhen. Vier Laserscanner und zwei 3D-Kameras sorgen für ein hohes Mass an Sicherheit im Umgang zwischen Mensch und Maschine.

 

Automatisiertes Handling

 

Im automatischen Hochregallager und dem automatischen Kleinteillager (AKL) von Wildeboer werden die kommissionierten Aufträge auf Ladungsträgern in Form von Grossladungsträgern (GLT) und Kleinladungsträgern (KLT) für den Transport in die Produktion vorbereitet. Die Zuteilung der Transportaufträge zum jeweils passenden und optimal positionierten Fahrzeug erfolgt durch den MHP-FleetExecuter. Hierbei wird bei SOTO-Transporten zusätzlich eine Tourenbildung auf Basis kürzester Zwischenstrecken durchgeführt, um eine effiziente Gesamtfahrt zu gewährleisten. Anschliessend werden die Aufträge per VDA 5050-Schnittstelle an den mobilen Roboter SOTO und die ERC 213a übertragen, die diese wiederum ausführen und Rückmeldungen liefern. So schafft der Kunde mehr als 83 Paletten- und Gitterboxtransporte pro Stunde und erhöht durch den SOTO spürbar die Geschwindigkeit und Effizienz der KLT-Transporte mit 22 KLT pro Stunde.

 

IFOY 2025 Jungheinrich WildeboerFoto: Wildeboer

 

 

Neuartig bei dieser Automatisierungslösung ist – dito - die Kombination von verschiedenen Mobile Robots innerhalb eines Logistiksystems unter der zentralen, herstellerunabhängigen Leitsteuerung eines externen Flottenmanagementsystems. Die besondere Herausforderung bei der Umsetzung der Automatisierungslösung bestand neben der Tourenplanung und dem Backpack-Management des SOTO über den VDA 5050-Leitrechner darin, den Betrieb der unterschiedlichen Flurförderzeuge, die nicht zwingend von einem Hersteller stammen müssen, aufeinander abzustimmen und einen effizienten Warenfluss mit allen Komponenten zu gewährleisten.

Seit Inbetriebnahme der Automatisierungslösung profitiert Wildeboer laut eigener Darstellung von einer signifikanten Steigerung der Produktivität, während die Mitarbeitenden durch die automatisierten Kollegen bei der Ausführung ihrer Tätigkeiten entlastet werden.

 

Kombination im Mobilen Geschwader

 

Wie sich das Projekt beim International Intralogistics- and Forklift of the Year-Award schlagen wird, wird sich nach der elektronisch anonymisierten Abstimmung der IFOY-Jury bei der Abschluss-Gala am 3. Juli im digitalen Kunstzentrum des Phoenix des Lumières in Dortmund zeigen. Bis zur Preisverleihung bleibt das Ergebnis ein Geheimnis – sowohl für die Finalisten als auch für die Öffentlichkeit. In diesem Jahr wird das berühmte Phoenix des Lumières zur spektakulären Kulisse für die Preisverleihung bei der IFOY AWARD Night.

 

www.jungheinrich.com