Der MSpacer

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein herkömmliches Paletten-HRL mit zwei Gassen. Im Erdgeschoss die Fördertechnik für die Ein- und Auslagerungen sowie zwei Kommissionier-Arbeitsplätze. Erst bei näherem Hinschauen fällt das Tempo der beiden rund 21 m hohen Regalbediengeräte MSingle A-22/1000-ZT auf.

Berner mit Sitz in Braunau am Inn ist die österreichische Tochtergesellschaft eines der europaweit führenden Direktvertreiber von Verbrauchsmaterialien und Werkzeugen für das Bau- und Kfz-Handwerk sowie die Industrie. Rund 500 Mitarbeitende, davon 260 im Aussendienst, betreuen die Kundschaft. Zudem werden Ungarn, Tschechien, Slowakei, Rumänien und Kroatien beliefert. Die Berner Unternehmensgruppe erwirtschaftet mit über 8000 Mitarbeitenden einen Umsatz von über einer Milliarde Euro.

Für das auf Verbrauchsmaterialien, Werkzeuge und Chemieprodukte spezialisierte Handelsunternehmen Berner hat Kardex Mlog im Jahr 2021 am Standort Braunau ein neues vollautomatisches Hochregallager für 5560 Paletten inklusive Fördertechnik zum Anbinden von Wareneingang, Kommissionierung und Warenausgang errichtet. Bei der Investitionsentscheidung spielte neben den vorhandenen Referenzen vor allem das patentierte teleskopische Lastaufnahmemittel MSpacer für die zweifach tiefe Lagerung ohne Platzverlust eine ausschlaggebende Rolle.

Beim MSingle A-22/1000-ZT steht «ZT» für «zweifach tief», wobei in diesem Fall ein ganz besonderes Lastaufnahmemittel zum Einsatz kommt. Mit der patentierten Gabel Kardex MSpacer wird bei der zweifach tiefen Lagerung auch die zweite Reihe in voller Höhe genutzt. Der sonst notwendige Höhenversatz in der hinteren Palettenreihe entfällt, was einem Gewinn an Lagerhöhe von bis zu 130 mm auf jeder der insgesamt 14 Ebenen entspricht.

400 zusätzliche Stellplätze

«Über die gesamte Höhe des Lagers ergibt sich ein Platzgewinn von über 1.800 mm pro Gasse», berichtet Andreas Koch, der bei Kardex Mlog den Vertrieb für Österreich verantwortet und das gesamte Projekt begleitet hat. «Im konkreten Fall wurden dadurch 400 zusätzliche Palettenstellplätze geschaffen, die ohne Kardex MSpacer in der zweiten Reihe verloren gegangen wären», rechnet Koch vor.

Der MSpacer verfügt über Ausfahrquerschnitte, wie man sie ansonsten nur von einfach tiefen Lagerungen kennt. Die Bauhöhe des in die Palette einfahrenden Teleskops ist so dimensioniert, dass in der hinteren Reihe der Fussfreiraum der Europalette ausreicht. Somit entfallen aufwändige Tiefenauflagen, Aufklotzungen oder höhenversetzte Auflageträger im Regal, die Kosten verursachen und den nutzbaren Lagerraum reduzieren. Der Kardex MSpacer senkt also nicht nur die Betriebskosten, sondern auch die Gestehungskosten.

40 Doppelspiele pro Stunde

Die Gabeln des MSpacer sind für eine Traglast von jeweils 1000 kg ausgelegt. Selbst in der zweiten Ebene lassen sich damit noch Paletten mit einem Gewicht von bis zu 800 kg heben. Beschleunigt und verzögert wird mit 0,8 m/s². Beim einfachtiefen Ein- und Auslagern bewegen sich die Teleskope im unbeladenen Zustand mit einer Geschwindigkeit von 80 m/min. Beladen liegen diese Werte bei 50 m/min. In Kombination mit den RBGs – Fahrgeschwindigkeit 180 m/min – lassen sich auf diese Weise etwa 40 Doppelspiele oder 66 Einzelspiele pro Stunde erreichen.

 

Die Lagerorganisation erfolgt über das bei Berner eingesetzte übergeordnete Lagerverwaltungssystem. Für einen Kommissioniervorgang wird die dafür benötigte Palette über den Materialflussrechner aus dem HRL angefordert und dem jeweiligen Kommissionierplatz zugewiesen, wobei die Förderanlagensteuerung den Transport an den Arbeitsplatz sicherstellt. Nach der Kommissionierung wird die bearbeitete Palette einer Konturen- und Lastkontrolle unterzogen. Mit dem dort erfassten Gewicht führt der Lagerverwaltungsrechner eine Plausibilitätsprüfung der Kommissionierung durch und stösst eine optimierte Lagerplatzsuche im Hochregallager an. Hervorstehende Kartons oder andere Unregelmässigkeiten führen dazu, dass die Palette über den Querverschiebewagen (QVW) zurückbefördert wird. Dort wird die Palette kontrolliert und neu ausgerichtet.

Pufferstrecke für 13 Paletten

Die für den Warenausgang bestimmten Paletten werden vom übergeordneten Lagerverwaltungssystem angefordert. Das Hostsystem sendet dabei die Auslageraufträge an die S7-Steuerung der RBGs. Umgekehrt wird jede erfolgreiche Auslagerung dem Hostsystem zurückgemeldet, damit im nächsten Schritt der Transportauftrag an die Förderanlagensteuerung übergeben werden kann. Über die Förderanlage wird die auszulagernde Palette anschliessend auf die Warenausgangs–Pufferstrecke transportiert, die bis zu 13 Paletten aufnehmen kann.

Fotos: Kardex Mlog

Über die Anlagenvisualisierung Kardex MVisu lassen sich die gesamte Fördertechnik und die Regalbediengeräte sowie deren Betriebszustände grafisch darstellen. Das gesamte Projekt hat Kardex Mlog in nur knapp einem Jahr umgesetzt – im Dezember 2021 erfolgte die Abnahme. «Durch die innovative Technologie von Kardex Mlog verfügen wir nun über ein modernes Hochregallager, das uns auf kleinstem Raum rund 5600 Palettenstellplätze bieten kann», erklärt Hannes Huber, der bei Berner in Österreich die Bereiche Supply Chain und Export verantwortet.
www.kardex.com