Swissmem US-Zölle

 

Das ruppige Vorgehen der US-Regierung unter Donald Trump, auf Produkte der Schweizer Tech-Industrie pauschale Zölle von 31 Prozent zu erheben, trifft die Branche laut Swissmem in einer ohnehin konjunkturell angespannten Lage extrem hart. Die USA sind mit 14,9% der zweitwichtigste Absatzmarkt der Schweiz.

Besonders KMU ohne Produktionsstandort in den USA seien enorm gefordert. Swissmem fordert vom Bundesrat rasches Handeln, um die Zölle zumindest abzuschwächen und den Zugang zu anderen Märkten zu erleichtern. Die Politik müsse auch innenpolitisch alles unternehmen, um den Firmen Steine aus dem Weg zu räumen. Unter anderem müsse Kurzarbeit vereinfacht und verlängert werden. Swissmem ist vom Vorgehen des US-Präsidenten schwer enttäuscht.

 

Swissmem US-Zölle

 

Die Erhebung von Zöllen in dieser Höhe sei völlig unverständlich und arbiträr, gerade weil die Schweiz ihrerseits sämtliche Industriezölle 2024 aufgehoben habe. «Die neuen Zölle», sagt der Branchenverband, «sind ein schwerer Schlag für die Unternehmen der Schweizer Tech-Industrie in einer schwierigen Lage nach vielen Monaten mit rückläufigem Umsatz.»

Gemäss einer ersten Analyse werden alle nicht bereits mit Zöllen von 25 Prozent auf Alu- und Stahlprodukte belasteten Produkte der Schweizer Tech-Industrie jetzt mit Zoll in der genannten Höhe hart getroffen; für Automobilzulieferer gelten zwar lediglich 25%. Erschwerend komme jedoch hinzu, dass auf die Exporte der EU «nur» ein Zoll von 20 Prozent erhoben werde. Die Tech-Industrie verliere also auf dem US-Markt auch gegenüber ihren Konkurrenten aus der EU an Wettbewerbsfähigkeit. Swissmem rechne deshalb damit, dass sich die Güterausfuhren der Tech-Industrie in die USA massiv reduzieren. Besonders hart betroffen seien KMU, die nicht in den USA produzieren. Ihnen drohe dieser Markt wegzubrechen – es sei denn, sie verfügen über unverzichtbare Produkte. Somit müssen sich die Schweizer Unternehmen mit ihrer Strategie, sich mit High-Tech Produkten auf eine Nische zu fokussieren, nun noch mehr bewähren.

 

Swissmem US-ZölleFotos: Swissmem

 

Die USA sind für die Schweizer Tech-Industrie der zweitgrösste Absatzmarkt nach der EU mit 55%. Die Exporte in die USA betrugen im vergangenen Jahr 10,1 Mrd. Schweizer Franken, was einen Exportanteil von knapp 15 Prozent bedeutet. Dabei darf allerdings nicht vergessen gehen, dass 85 Prozent der Güterausfuhren in andere Märkte gehen. Es gelte nun auf Ebene der Unternehmen sowie der Politik entschlossen, aber mit kühlem Kopf, vorzugehen.

Auf Unternehmens-Ebene werden unter diesen Umständen die übrigen Märkte nun noch wichtiger. Im Vordergrund steht vor allem der Hauptmarkt EU mit, aber vor allem auch aufstrebende Märkte wie Indien, Südamerika, Südostasien und China. Zudem gewinnt die Investitionen in Innovationen eine noch höhere Bedeutung. «Nur mit besseren Produkten und höherer Effizienz können die Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen.»

 

Zölle zumindest abschwächen

 

Swissmem berät seine Mitgliedfirmen bereits seit Wochen mit Informations-Webinaren und Abklärungsarbeiten zu konkreten Zoll-Fragen und will seine die Unterstützungsleistungen weiter ausbauen. Ziel müsse sein, die Zölle abzuwenden oder zumindest abzuschwächen. Zudem müsse der Bund den Zugang zu den übrigen Märkten beschleunigt erleichtern. Konkret muss das Freihandelsabkommen mit Indien nach Ablauf der Referendumsfrist so schnell wie möglich in Kraft gesetzt werden. Hohe Dringlichkeit habe auch der Abschluss des Freihandelsabkommen mit dem Mercosur sowie die Erweiterung des Abkommens mit China. Und nicht zuletzt gewinnen die Bilateralen III noch mehr an Bedeutung.

Zur Unterstützung der Industrie müsse der Handelskrieg als Begründung für Kurzarbeit anerkannt und die Höchstbezugsdauer so rasch als möglich auf 24 Monate ausgedehnt werden. Zudem erwartet Swissmem, dass sich alle Branchen und Parteien uneingeschränkt hinter die Freihandelsstrategie des Bundes stellen. Die soeben verabschiedete Verordnung des CO2-Gesetzes, das der Industrie zusätzliche Fesseln aufbürde, sei Beispiel eines falschen Weges.

 

Swissmem US-Zölle

 

 

Mit der neuen pauschalen Reduktionsvorgabe der CO2-Emmissionen von mindestens 2,25% pro Jahr, unabhängig von technischen Herausforderungen, Wirtschaftlichkeitskriterien und Vorleistungen, stelle die neue CO2-Verordnung das bisher erfolgreiche Zielvereinbarungssystem auf den Kopf. Während bisher «bottom-up» in jedem Unternehmen effektive und wirtschaftliche Emissionsreduktionsmassnahmen identifiziert und evaluiert wurden, gilt künftig über alle Branchen und Produktionsprozesse hinweg die gleiche «top-down»-Vorgabe. Das sei ein krasser und unnötiger Paradigmenwechsel, der das Zielvereinbarungssystem und damit die Begleitung der Unternehmen bei ihren Emissionsreduktionsprojekten gefährde.

www.swissmem.ch