Sogenannte «Token» ersetzen Münzsysteme, indem sie als Bezahlung für einen Gegenstand oder Dienstleistungen (in New York auch für die U-Bahn) dienen. Die Blockchain sollte solches Hantieren eigentlich überflüssig machen. Eine Fraunhofer-Studie verfällt nun doch wieder auf das «Kleingeld» - mit digital eingepflanztem Gegenwert.

Anstelle von papierbasierten Verträgen, Rechnungen oder Urkunden können Token laut Fraunhofer IML auch im digitalen Raum Werte und Rechte jeglicher Art transportieren. Die Grundlage bilde dabei die Blockchain-Technologie, die es erlaube, Informationen dezentral und fälschungssicher zu speichern, zu verarbeiten und zu übertragen. So entstünde eine «Token-Ökonomie».

Um zu untersuchen, welche Chancen und Herausforderungen sich für die Technologie in der Praxis ergäben, liessen sich seit 2019 mehr als 35 Vertreter aus Wissenschaft, Verbänden, Unternehmen und Start-ups im Rahmen eines «Fachdialogs Blockchain» hierzu befragen.

Industrie und Verwaltung, heisst es, könnten profitieren. Es entstünden neue Formen der Wertschöpfung, die geeignet sein könnten, ein entsprechendes Wirtschaftswachstum in Deutschland und Europa zu stärken. «Projekte wie die Silicon Economy zeigen bereits, dass Unternehmen von einer Plattformökonomie auf Basis von Blockchain und Token profitieren können. Mithilfe der entwickelten Open-Source-Komponenten ist es möglich, Prozess- und Lieferketten vollständig zu digitalisieren. Im Zuge des Aufbaus des Europäischen Blockchain-Instituts in NRW entwickeln wir am Fraunhofer IML die Bausteine, um sichere, transparente und automatisierte Lieferketten mithilfe von Blockchain zu ermöglichen», sagt Professor Michael Henke, Institutsleiter am Fraunhofer IML.

Projekte wie die Silicon Economy und zum Aufbau des Europäischen Blockchain-Instituts, in denen das Fraunhofer IML und seine Projektpartner für alle frei zugängliche Open-Source-Komponenten entwickeln, seien in Deutschland noch unterrepräsentiert, da digitale Plattformen häufig nicht mit kollaborativen Ökosystemen gleichgesetzt würden.

Ein Hemmnis ist den Befragten zufolge das fehlende Wissen über die Token-Ökonomie. Auch rechtliche Unklarheiten stellen eine Herausforderung dar. Dadurch gebe es nur wenige Unternehmen, die die Blockchain-Technologie bereits in ihre Prozesse integriert haben. Die Handlungsempfehlung der Expertinnen und Experten lautet, existierende Blockchain-Start-ups zu fördern, Anreize für weitere Gründungen zu schaffen und Wissenslücken durch Bildungsangebote an Hochschulen und Universitäten zu schliessen. Mithilfe von Open-Source-Software liesse sich die Integration kleiner und mittlerer Supply-Chain-Partner unterstützen.

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