Foto: SBB

Die Schweiz ist nicht bekannt für verschärften Arbeitskampf - dafür aber für ideenreiche Aktionen. Jetzt setzt sich die 40.000 Mitglieder zählende Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) dafür ein, dass ÖBB-Lokführer auf der Eurocity-Strecke München-Zürich dasselbe Geld bekommen, wie ihre Schweizer Kollegen.

Jetzt ist am kommenden Dienstag sogar eine Aktion «Gegen Dumping im grenzüberschreitenden Schienenverkehr» im Bahnhof von St. Gallen geplant. Mit der Ankunft des Eurocity (um 19.28 auf Gleis 1 ) aus München, der seit dem Jahreswechsel sechsmal am Tag binnen dreieinhalb Stunden zwischen München und Zürich verkehrt, soll eine symbolische Übergabe der Lohndifferenz von 20 Franken an den ÖBB-Lokführer unter möglichst zahlreicher Medienpräsenz einhergehen. Die Kundgebung läuft unter der Rubrik «gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort».

Die SEV ist die grösste und stärkste Gewerkschaft der Schweiz im Bereich des öffentlichen Verkehrs (öV) und der Touristischen Bahnen. Ihre Mitglieder rekrutieren sich aus dem Personal in Bus, Bahn, Nahverkehr, Schifffahrt, den touristischen Bahnen und dem Luftverkehr.

Hintergrund ist der Einsatz von Lokpersonal der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) auf den Eurocity-Zügen München–Zürich – und zwar auch in der Schweiz zwischen Lindau (D) und St. Gallen - seit letztem Dezember.

Laut Gewerkschaft macht diese Lösung aus betrieblichen Gründen Sinn. Um hier ein Lohn-Dumping zu verhindern, müsse die Vergütung des ÖBB-Lokpersonals jedoch für die in der Schweiz geleistete Arbeitszeit durch eine Zulage ergänzt werden, um Lohnparität herzustellen. Weil dieser Ausgleich bisher nicht stattfinde, bestehe aktuell eine den Wettbewerb verzerrende Lohndumping-Situation zu Ungunsten des schweizerischen Lokpersonals.

Foto: DB

Auf diesen Missstand machen SEV und vida mit ihrer gemeinsamen Aktion aufmerksam. Um den Lohnausgleich zu fordern, übergeben sie um 19 Uhr 28 im Bahnhof St. Gallen dem ÖBB-Lokführer symbolisch die Lohndifferenz von ca. 20 Fr. für eine Arbeitsstunde in der Schweiz und Österreich.

Seit 11. April wurde das Reisen auf der Strecke gezielt attraktiver gemacht. Sie wird seither mit dem Eurocity sechsmal pro Tag und Richtung in nur dreieinhalb Stunden von München über Lindau-Reutin nach Zürich und wieder zurück bedient – und damit fast im Zweistundentakt. Für Reisende aus München oder dem Allgäu seien somit Tagesauflüge mit einem Aufenthalt von neun Stunden in Zürich möglich. In München starten die schnellen Direktverbindungen täglich um 6:55, 8:55, 12:55, 14:55, 16:52 und 18:52 Uhr, in Zürich jeweils um 7:33, 9:33, 11:33, 13:33, 17:33 und 19:33 Uhr. Zwischenhalte sind Buchloe, Memmingen, Lindau-Reutin, Bregenz, St. Margrethen,
St. Gallen, Winterthur und Zürich-Flughafen. Der nahezu durchgehende Zweistundentakt zwischen der bayrischen Landeshauptstadt und der Wirtschaftsmetropole Zürich biete eine komfortable und klimaschonende Alternative zum Flug- und Individualverkehr.

Die auf der Strecke eingesetzten Schweizer Hochgeschwindigkeitszüge bieten komfortables ICE-Niveau mit WLAN, Bordgastronomie und vier Fahrradstellplätzen. Die schnelle Fernverkehrsverbindung zwischen den beiden Metropolen ist eine Kooperation von DB, den Österreichischen Bahnen (ÖBB) und den Schweizer Bundesbahnen (SBB).

Nach der erfolgreichen Elektrifizierung der Allgäubahn waren die ersten umsteigefreien Züge bereits im vergangenen Jahr gestartet, allerdings noch mit einer längeren Fahrzeit von rund vier Stunden. Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 konnten die ersten drei Züge je Tag und Richtung die schnellere Fahrzeit umsetzen. Grund für die gestaffelte Beschleunigung war das komplexe Zulassungsverfahren für das neue europäische Zugkontrollsystem ETCS Baseline 3, mit dem die Züge nachgerüstet wurden.

www.sev-online.ch