Was plötzlich so alles passieren kann, ohne dass jemand dafür zur Verantwortung zu ziehen sein könnte, haben die Lecks an den NordStream-Pipelines gezeigt. Jetzt forscht das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) fieberhaft daran, Hafenanlagen zu schützen und deren Funktionsfähigkeit zu gewährleisten.

Im Rahmen eines auf «Marlin» getauften Projekts führte das DLR Mitte Oktober am Seehafen in Nordenham eine Technologie-Demonstration in Zusammenarbeit mit Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) durch. Durchgespielt wurden verschiedene Szenarien zur Störung eines Hafenbetriebs. Vom DLR entwickelte Technologien und ein daraus generiertes echtzeitfähiges Lagebild des Hafens sollen künftig die Sicherheit von Häfen gewährleisten.

Fotos: DLR
«In der Sicherheitsforschung des DLR konzentrieren sich die Kompetenzen der beteiligten Institute sowie deren Forschungsinfrastruktur. Gemeinsam mit den Forschungsbereichen Luft- und Raumfahrt, Energie und Verkehr entstehen anwendungsnahe Lösungen die auf eine unmittelbare Nutzung ausgerichtet sind,» erläutert DLR-Chefin Anke Kaysser-Pyzalla. Gleichzeitig wurde gemeinsam mit der Industrie ein Konzept für eine sicherheits- und schutzstatusbezogene Lage-Erfassung von Offshore-Windparks entwickelt.
Im Mittelpunkt der Demonstration stand der Schutz eines Hafenareals mit Störungen jeweils vom Land, vom Wasser und aus der Luft.Als Übungs-Szenario legte ein Handelsschiff mit Gefahrengut an der Kaimauer an. Kurze Zeit später spähten Eindringlinge die Lage zunächst mit einer Drohne aus. Das wird vom System registriert. Eine Drohne aus dem Abwehrsystem verdrängte daraufhin die Späher. Als nächstes nähern sich Personen in einem Boot sowie vom Land. Durch Zünden einer Rauchbombe an Land versuchten diese ein Ablenkungsmanöver zu starten und die Aufmerksamkeit von der Wasserseite zu ziehen, sodass sie von dort unbemerkt in den Hafen gelangen könnten. Auch potenzielle Gefahren unter Wasser, wie beispielsweise Sprengsätze, waren Teil der erdachten Dramaturgie. Nachdem der seeseitige Eindringversuch verhindert wurde, dreht das Schlauchboot ab und die Insassen warfen etwaiges Beweismaterial über Bord.


Geräte mit installierten Sensoren beobachten das Szenario und erzeugen aus der Fusion verschiedener Geo- und Sensordaten ein komplexes Lagebild. Fest installierte sowie Kameras an mobilen Systemen und ein Roboterhund zeichnen Fotos und Videos auf.
«Die heutige Demonstration ist für uns sehr zufriedenstellen gelaufen. Ich finde es bemerkenswert, dass es in so kurzer Zeit gelungen ist, so viele unterschiedliche Technologien in einem gemeinsamen Lagebildsystem zu vereinen», freut sich Maurice Stephan, Projektleiter am DLR-Institut für den Schutz maritimer Infrastrukturen in Bremerhaven.

In einem Büro-Container auf dem Hafengelände fliessen alle Messdaten in einem Lagebild zusammen. Durch Algorithmen unter Nutzung von künstlicher Intelligenz aus dem Bereich des maschinellen Lernens werden relevante Objekte und Ereignisse automatisch erkannt und auf einer Kartenanwendung angezeigt. Auch die aktuellen AIS-Signale, die Schiffe zur ihrer Positionsangabe aussenden, werden auf der Karte dargestellt. Vom sogenannten Lageraum aus haben die beobachtenden Personen einen umfänglichen Überblick über die Situation und potenzielle Gefahren.Von hier können sie Datenquellen und Instrumente steuern oder weitere hinzuschalten. Das Lagebild ist auch auf mobilen Endgeräten, wie einem Tablet, abrufbar. Somit können Einsatzkräfte von verschiedenen Orten die gleichen Informationen erhalten und koordiniert vorgehen.


Zum System gehört auch eine DLR-«Seekatze». Das Sonar des autonomen Unterwasserfahrzeugs kann im Nachgang verlorene oder versenkte Gegenstände auffinden. Detaillierte Aufnahmen über auffällige Stellen kann bei Bedarf ein weiteres ferngesteuertes Tauchfahrzeug liefern.

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