Grafik: DHL
Hersteller von Kühlboxen haben in den zurückliegenden Monaten alle Register gezogen, um die weltweit grösste Impfkampagne der Geschichte zu begleiten. Von Wärmedämmstoffen aus der Gebäudetechnik bis hin zu Mehrweg-Styropor ist alles vertreten. Dahinter steht eine logistische Mammutaufgabe.
Die Vakzine müssen im Gegensatz zu herkömmlichen Impfstoffen – zum Beispiel gegen Grippe – meist unter Südpol-Minusgraden tiefgekühlt gelagert und ohne Unterbrechung der «Cool Chain» in alle Teile der Welt transportiert werden. Es sind komplexe Produkte mit jeweils sehr unterschiedlichen Anforderungen. Das gilt nicht nur für die Herstellung, sondern auch für die Logistik. Zeit für die Kunststoff-Industrie darauf zu verweisen, dass Anbieter von hochwertigen Kühlboxen wesentlich zum Erfolg beitragen.
Eine Studie von DHL und McKinsey kalkuliert, dass für den Versand von weltweit zehn Milliarden Impfstoff-Einheiten mit 15 Millionen Kühlboxen auf rund 200.000 Paletten rund 15000 Frachtflüge nötig sein werden.
Dazu kommen die weitere Verteilung in den Ländern bis hin zu den Impfzentren, den Alters- und Pflegeheimen – die sogenannte letzte Meile. Dafür zugelassen sind nur Boxen und Verpackungen, die anspruchsvollen Test- und Qualifizierungsprozesse bestehen und die geforderten Temperaturen über längeren Zeitraum einhalten.
Der künstlich im Labor hergestellte Impfstoff von Biontech beruht auf der mRNA-Technologie. Wegen der sehr schnellen Entwicklungszeit gibt es bisher wenig Daten zur chemischen Stabilität solcher Impfstoffe.
Abb.: Storopack
Um Risiken zu vermeiden, wird der Wirkstoff von Biontech deshalb bei minus 70 Grad besonders kalt transportiert. «Ultra Deep Freeze» nennt man solche Temperaturanforderungen in der Logistik. Der Impfstoff von Moderna besitzt eine etwas andere Schutzhülle der mRNA als der von Biontech. Sie besteht aus Lipid-Nanomolekülen, so dass dafür eine Temperatur von lediglich 20 Grad unter dem Gefrierpunkt ausreicht.
Die teilweise extremen Temperaturanforderungen sind dem Vernehmen nach kein Problem für die Hersteller dafür extra zertifizierter Transportboxen. Biontech, Pfizer, Moderna & Co sowie deren Transportunternehmen können sogar unter verschiedenen Kühlboxen wählen.
Storopack beispielsweise bietet gleich mehrere Lösungen, die unterschiedliche Bereiche wie den bis zu minus 20 Grad sowie 2 bis 8 Grad abdecken. Diese sind beispielsweise für den Transport der Impfstoffe von Moderna geeignet, die in Europa als zweiter Impfstoff zugelassen wurden. Die Vakzine des US-Herstellers benötigen nur eine Transport- und Lagertemperatur von minus 20 Grad.
Natürlich spielt auch die Versanddauer eine wichtige Rolle. Je nach Anforderung und der jeweiligen Lieferkette halten die Isolierboxen von Storopack die erforderliche Temperatur bis zu 12, 48 oder 72 Stunden. Das ermöglicht bei Bedarf auch einen Transport innerhalb Europas durch mehrere Länder.
Die Boxen von Storopack sind als Einweg- oder Mehrweglösung erhältlich und aus expandiertem Polypropylen (EPP) oder expandiertem Polystyrol – allgemein bekannt als Styropor.
Über einen Zeitraum von 250 Stunden hält die Kältebox O-Box H250 von Ohlro einen Temperaturbereich zwischen 2 und 8 Grad konstant. Die Box mit patentiertem Kühlsystem besteht aus einer Styroporbox mit kombinierter Kühltechnik. In Hohlkammern aller Aussenwände befinden sich Vakuum-Einheiten, die optimal einen Wärmeaustausch mit der Aussenwelt verhindern.
Foto: Feurer
Unter der Marke Thermocon produziert in der Schaumaplast Gruppe ein eigener Geschäftsbereich Thermoverpackungen für die Pharmaindustrie. In den Thermocon-Systemen werden von Corona-Testkits, Organen, Krebswirkstoffen bis hin zu Tiersamen verschiedenste temperaturempfindliche Produkte transportiert. Als sich im Sommer abzeichnete, dass der Biontech-Corona-Impfstoff bei -70°C gelagert und transportiert werden muss, begannen die Ingenieure Thermoboxen unterschiedlichster Grösse mit Trockeneis als Kühlmedium zu qualifizieren. Im Ergebnis stehen Lösungen mit 1 Liter Produktraum bis hin zu Isolierbehältern bereit, die eine komplette Europalette aufnehmen können. Selbst bei sommerlichen Aussentemperaturen seien die -70°C teils über fünf Tage hinaus zuverlässig zu halten. Die für den Verbraucher ungewöhnlich graue Anmutung des eigentlichen weissen EPS (airpop/Styropor) resultiert aus der Beimischung von Graphit, das die Isolierleistung noch weiter erhöht. Ursprünglich von der BASF für die Dämmung von Gebäuden entwickelt, leistet das Material nun einen wichtigen Beitrag in der Impfstoff-Kühlkette.
Ebenfalls für den Transport von Impfstoffen geeignet, sind die modularen Verpackungen von Feurer für die Pharma- und Chemieindustrie. Der Verpackungshersteller hat die weltweit erste EPS-Gefahrgutverpackung ohne Umkarton entwickelt. Die airpop-Verpackung, die aus rund 98 Prozent Luft und zwei Prozent Kunststoff besteht sowie vollständig recycelbar ist, ist für den weltweiten Transport gekühlter Stoffe im Paketversand innerhalb von 72 Stunden weltweit geeignet. Der Temperaturbereich erstreckt sich von plus 2 bis plus 8 Grad und auch bis hin zu minus 20 Grad.
An der Logistik sollte die Versorgung der Bevölkerung mit den Impfstoffen demnach kaum scheitern. Die Verpackungsunternehmen spielen hier eine systemrelevante Rolle. Auch diejenigen, die mit Kunststoff arbeiten.
Quelle: www.kunststoffverpackungen.de
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- Geschrieben von: Klaus Koch