Interessante Perspektiven bei den Logistics Talks, mit denen Easyfairs das Publikum auf die LOGISTICS & AUTOMATION am 25./26. Januar vorbereitet. Im Mittelpunkt: Die zirkulare Kreislaufwirtschaft, in der es praktisch keine Abfälle mehr gibt. Auch gemeinsame Software-Standards bringen die Branche voran.

So hatten auf Einladung von Messeleiterin Kristina Nadjarian zwei Dutzend Teilnehmer der virtuellen Runde Gelegenheit, sich auf Schwerpunkte und den Branchen-Event in Zürich einzustimmen. Ilja Bäumler, Leiter des Masterstudiengangs «Circular Economy in der Logistik» in Luzern, weitete den Blick auf künftige Zusammenhänge eines in sich geschlossenen Systems, in denen Kehricht und Müll nicht mehr vorkomme, «sondern nur noch Material, das in einem nächsten Zyklus wieder einer neuerlichen Verwendung zugeführt» werde. Das ist für die Logistik, die sich allemal als «Enabler», somit als Branche versteht, die alles transportiert, was bewegt werden muss, ein Dreh- und Angelpunkt, der mit Sorgfalt bedacht werden muss. Und Grund genug für die Notwendigkeit eines dahingehenden systemischen Umdenkens

Ilja Bäumler verweist darauf, dass wie beim «Pacman», der sich beim Computerspiel durch die Bildschirm-Landschaft frisst, bislang eher die Devise herrscht, Material solange – und dies meist auch nur einmal - zu verwenden bis die Resourcen eben erschöpft sind. Hier sollte seiner Auffassung nach das klassische «Verbrauchs»-System durch ein «restauratives Modell» ersetzt werden.

Ein weitgehendes Umdenken sei unumgänglich, weil auch die Herstellung ursprünglicher Materialen in einer solchen Weise erfolgen müsse, dass sie nach der Erstnutzung wieder voneinander getrennt und – womöglich in anderer Zusammensetzung - einer neuerlichen Verwendung zugeführt werden könnten. Bäumler illustriert sein Denkmodell anhand eines Pullovers als «monströsem Hybrid». Meist seien Textilien dieser Art nicht aus einem einzigen Stoff hergestellt, sondern aus modischen Design- und Anforderungsgründen zum Beispiel aus Baumwolle und Polyester zugleich. Diesen Pulli nach seinem ersten «Leben» wieder in seine Bestandteile zu zerlegen, um danach ein neues Produkt daraus zu machen, könne relativ schnell mehr Energieaufwand kosten, als die gänzliche Neuproduktion. Bäumler: «Es lässt sich eben nicht alles recyceln (…) Wir müssen zu Designs und Kombinationen kommen, die die Wiederverwendung vereinfachen».

Kr. Nadjarian

Die Recycling-Industrie habe inzwischen Fortschritte gemacht. «Aber immer noch werden nur 16 Prozent unseres Plastikmülls wiederverwertet».

Bäumler fordert mehr Transparenz in den Materialflüssen zu schaffen, beim Design von Anfang an vorausschauend an die Wiederverwendung der stofflichen Bestandteile und die «Rückwärtslogistik», also Herstellung und Verteilung sowohl «vorwärts» als auch «rückwärts» zu denken. Im günstigsten Fall, so Bäumler, «haben wir dann am Schluss gar keinen Abfall mehr».

Gemeinsame Standards

Ganz im Sinne neuer Ansätze, wenn auch nicht gleich einer komplett durchkonstruierten und international aufgestellten «Silicon Economy», wie sie das Fraunhofer IML dieser Tage als digitale Plattform künftiger Logistiksysteme aufgestellt hat, haben sich bereits seit einiger Zeit acht Unternehmen aus Deutschland und der Schweiz in der proLogistik Group zusammengefunden, die mit einem vielseitigen Angebot an Lagerverwaltungs-Software und speziell für die Industrie entwickelten Computern und Services ihre Kunden unterstützen. Walter Mesz, Entwicklungs-Chef bei Dataphone, und Software-Verkaufs-Chef Manuel Grünwald sehen den Verbund als Marktführer bei ERP-unabhängigen Warehouse-Management-Systemen in der D-A-CH-Region (Deutschland – Österreich - Schweiz). Ob proLogistik, LogiSoft-S, Dataphone, XELOG , IT Consult ,TM3 oder active logistics: Jedes einzelne dieser Unternehmen sei – schwerpunktmässig mit Unterstützung durch die jeweiligen Partner - in der Lage, mit seinen Ressourcen und Kompetenzen im Bereich Warehouse-Management-Systeme bestmögliche Supply-Chain-Lösungen für die digitale Transformation in der Industrie, im Handel und auf dem Dienstleistungs-Sektor auf den Weg zu bringen.

ProzessLog im Kernsystem

Es gibt ein Kernsystem, auf dem sich zahlreiche Funktionalitäten aufbauen bzw. andocken lassen. Grünwald: «Unternehmensübergreifendes Know-How beschleunigt den Fortschritt». Das reicht natürlich nicht selten bis hin zur Totalerfassung jedes einzelnen Handgriffs. So wird zum Beispiel von jedem Mitarbeitenden ein «ProzessLog» angelegt, der am Monitor im Leitstand exakt anzeigt, was der Betreffende gerade tut. Bis hin zur präzisen Erfassung der Millisekunden, die die jeweilige Handhabung einer Ganzpalette, einer Butter- oder Vollmilch-Charge (684 oder 455 Millisekunden?) soeben erfordert.

Claudia Feusi vom ZFEB (Beratungsteam für Export- & Zollangelegenheiten) machte mit einem Online-Quiz auf Wissenslücken aufmerksam, die im Logistik-Alltag immer wieder auftauchen.

Hier die komplette Online-Session

www.logistics-automation.ch