Volocopter am PrüfstandFoto: DLR

Meldungen der deutschen DPA und der US-Nachrichten-Agentur Bloomberg zufolge steht der Flugtaxi-Hersteller Volocopter vor der Übernahme durch den chinesischen Anteilseigener Geely, der bislang 40 Prozent an dem Unternehmen hielt. eVTOL-Konkurrent Lilium meldete bereits im Oktober Insolvenz an.

Das Geschäft mit den auf der Drohnen-Technologie basierenden, für künftige City-Transporte gedachten Senkrechtstartern bleibt ein schwieriges Terrain. Das hatte auch die Schweizerische Post gemerkt, als sie zwar von 2017 bis 2022 in Musterprojekten zum Transport von Laborproben unbemannte Flugkörper einsetzte, und 2017 mit einem Projekt im Tessin sogar den Swiss Logistics Award von GS1 gewann.

Von 2018 bis 2022 wurden im Auftrag des Universitätsspitals Zürich (USZ) und der Universität Zürich auch dort Laborproben per Drohne transportiert. Die Route führte von einer Dachterrasse des Nord-Trakts am USZ bis zur Universität Zürich Irchel an der Winterthurerstrasse 190. Die Drohne flog – soweit möglich – über bewaldetes Gebiet.Für die Strecke von zweieinhalb Kilometern benötigte das Fluggerät vier Minuten. Es legte die Route unabhängig von der Verkehrslage damit doppelt so schnell und umweltfreundlicher zurück als ein Kurier auf der Strasse.

 

Schweizer Post-DrohneMatternet-Drohne in Lugano. Foto: Post CH

 

Doch Zwischenfälle wie 2019 ein Absturz über dem Zürichsee führten dazu, dass Pilotprojekte dieser Art von der Post an den Hersteller «Matternet» zurückgereicht wurden. Ein Bericht der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) stellte fest, dass nur durch Glück keine in der Nähe spielenden Kinder eines Waldkindergartens verletzt wurden.

Der chinesische Konzern Geely, zu dem unter anderem die Automarken Volvo und Polestar gehören, war 2019 bei Volocopter als Minderheitsaktionär eingestiegen. Zhihao Xu, Chef von Geely Technology, sitzt seit September 2024 im Beirat des im badischen Bruchsal beheimateten Flugtaxi-Startups. Laut den Bloomberg-Quellen sollte sich die Finanzspritze an das in Not geratene Unternehmen auf etwa 95 Mio. US-Dollar (rund 90 Mio. Euro) belaufen; dafür erhielte Geely eine Mehrheitsbeteiligung von etwa 85 Prozent. Dem Vernehmen nach würde das bedeuten, dass das badische Flugtaxi-Unternehmen, das vor zwei Jahren noch 1,5 Mrd. Euro wert war, heute nur noch mit rund 110 Mio. US-Dollar (104 Mio. Euro) bewertet würde.

 

Volocopter GeelyAbb.: Volocopter

 

Geely ist seit Ende 2017 durch ein 1,8 Mrd.US-Dollar-Investment nicht nur grösster Anteilseigner bei Volvo Trucks AB (die Pkw-Sparte wurde 1999 abgetrennt), sondern 2019 mithilfe von Derivaten sowie zweier US-Banken zu 9,7 Prozent auch grösster Einzelaktionär bei Mercedes Benz. Die Schwaben versuchen seither den eigentlichen Konkurrenten zumindest aus dem Aufsichtsrat fernzuhalten. «Autobild» mockierte sich 2009 schon mal darüber, dass Geely unter Regie von dessen Vorstands-Chef Li Shufu die fast 1:1-Kopie eines «Lolls Loyce» nachbaute, und die Kopie frank und frei auf einem Autosalon vorstellte.

 

klk. / www.Heise.de / dpa / www.bloomberg.com