Volocopter sense

Senkrechtstartende schlagen zum Ende des auslaufenden Jahres hart auf. Das 2011 gegründete Start-up Volocopter steht zwar kurz vor der Zielgeraden, um die Musterzulassung seines urbanen «eVTOL», den VoloCity, auf den Markt zu bringen, ist aber nun trotz allem in die Zahlungs-Unfähigkeit gerutscht.

Während es Konkurrent Lilium dieser Tage gelang, eine Auffanggesellschaft zu finden, musste die in Bruchsal beheimatete, zurzeit 500 Mitarbeitende zählende Volocopter GmbH nun am zweiten Weihnachtsfeiertag beim Amtsgericht Karlsruhe einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen. Das Amtsgericht Karlsruhe eröffnete am darauffolgenden Tag die vorläufige Insolvenzverwaltung und bestellte Tobias Wahl, Partner und Rechtsanwalt bei einer «Anchor Rechtsanwalts-Gesellschaft», zum Insolvenzverwalter.

Volocopter ist dabei, als Pionier der urbanen Luftmobilität (UAM) vollelektrische senkrecht startende und landende Flugzeuge (eVTOL) sowie ein digitales Rückgrat («VoloIQ») zu entwickeln, das Flugzeuge, Infrastruktur und Betreiber verbindet. Man stand und stehe im Grunde kurz vor der Zielgeraden, so CEO Dirk Hoke, mit der Musterzulassung den VoloCity an den Start zu bringen. Bislang seien rund 2000 Testflüge erfolgreich absolviert worden.

 

Volocopter Sense flugsimulatorPilot Paul Stone im Flugsimulator

 


Das Unternehmen strebt den Markteintritt im Jahr 2025 an, nachdem VoloCity die erfolgreiche Zertifizierung durch die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) erhalten hat. «Wir sind unseren Branchenkollegen in unserem technologischen, flugerprobten und Zertifizierungsfortschritt voraus. Das macht uns zu einem attraktiven Unternehmen, in das man investieren kann, während wir uns mit einer internen Umstrukturierung neu aufstellen.»
Nun also schwere Turbulenzen über dem harten Boden der Realität. Zahlreiche erfolgreiche Finanzierungsrunden haben die Entwicklung und den Betrieb des Unternehmens in der Vergangenheit vorangetrieben. Mit einer der niedrigsten Burn-Raten der Branche habe Volocopter in extrem schwierigem finanziellen Umfeld erfolgreich operiert. Trotz der jüngsten intensiven Bemühungen zur Beschaffung weiterer Mittel sei es jedoch nicht gelungen, eine tragfähige Lösung zur Aufrechterhaltung des regulären Betriebs ausserhalb des Insolvenzverfahrens zu finden.
Der Geschäftsbetrieb soll während des vorläufigen Insolvenzverfahrens wie gewohnt fortgeführt werden. Der vorläufige Insolvenzverwalter berief eine Mitarbeiterversammlung einberufen, um die Beschäftigten über die aktuelle Situation zu informieren und erste Fragen zum Verfahren zu beantworten.

 

Volocopter SenseFotos: Volocopter

 

 

Darüber hinaus wurde ein Investorenprozess eingeleitet. «Das Unternehmen benötigt eine Finanzierung, um die letzten Schritte zum Markteintritt zu unternehmen. Wir werden uns bemühen, bis Ende Februar ein Restrukturierungskonzept zu entwickeln und es mit Investoren umzusetzen», erklärt Tobias Wahl.

Die zurückliegenden Jahre in Sachen senkrechtstartender City-Mobilität mit autonomen Transportern und Flug-Taxis erinnern an die Frühzeit neuer Verkehrsmittel („Automobil“) und Gründerjahre der Telekommunikation im 19. und 20. Jahrhundert. Seinerzeit wurde zwischen den eigentlichen Erfindern, unterschiedlichen Geschäftsmodellen und teils harter Bandagen, die angelegt wurden, um die Anwendung neuer, elektrisch und elektromagnetisch unterstützter Möglichkeiten zur Verständigung über zunehmende Entfernungen hinweg hart gerungen. Neugründungen und Ingenieur-Unternehmen kämpften über Jahrzehnte hinweg oft am Rande des Ruins, bis ihre Errungenschaften über die Funkwellentechnik, das Satelliten-Zeitalter und das Internet hinweg die Gesellschaft revolutionierten.

 

klk./www.volocopter.com