Die Fernüberwachung von Flughäfen gewinnt an Bedeutung. Fluglotsen müssen nicht mehr direkt am Airport sein, sondern können sogar mehrere Flughäfen von einem zentralen «Remote Tower Center» aus überwachen. Auf der AERO in Friedrichshafen ( 9. bis 12. April) stellt das DLR einen «Virtual Tower» vor.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) stellt an der internationalen Leitmesse für die Allgemeine Luftfahrt, Business Aviation und den Luftsport (Halle 7, Stand A7-201) sein System für die Fernüberwachung kleinerer und mittlerer Flughäfen vor, ein Computerspiel, das die Sicherheitsaspekte rund um das elektrische Fliegen von Kleinflugzeugen vermittelt, sowie einem hochdynamischen Flugsimulator für neue Fluggeräte. Darüber hinaus werden neue Technologien für elektrifizierte Antriebe vorgestellt.
Foto: Fairnamic
Ursprünglich beim DLR-Institut für Flugführung entwickelt, haben die Forschenden vom DLR mit ihrem «Virtual Tower» gemeinsam mit Universitäten, Flughäfen und Flugsicherungen eine Lösung entwickelt, das Fluglotsen über handelsübliche Virtual-Reality-Brillen (VR) ortsunabhängig arbeiten lässt. Damit können sie den Luftverkehr praktisch von jedem Ort der Welt aus steuern – benötigt wird nur eine Internetverbindung. Der «Virtual Tower» überträgt den gesamten Arbeitsplatz eines Fluglotsen – einschliesslich der Sicht aus dem Tower – in eine virtuelle Umgebung. Die Lotsinnen und Lotsen können mit dieser Umgebung interagieren wie an einem klassischen Arbeitsplatz im Tower. Das innovative Konzept könnte vor allem kleine und mittlere Flughäfen wirtschaftlich stärken und den Betrieb kosteneffizienter gestalten.
Smartflyer aus der Schweiz mit CEO Rolf Stuber.
Gleichzeitig entwickelt das DLR mit einem «Personal Air Vehicle Simulator» (PAVSIM) neue Fluggeräte wie Kleinflugzeuge und elektrische Senkrechtstarter, die sogenannten eVTOLs. Das Cockpit ist mit Mixed-Reality-Technologien ausgestattet und auf einem Industrieroboter-Arm montiert, sodass besonders realistische Flugsimulationen möglich sind. Forschungen im Bereich Flugdynamik, Flugregler und auch die Ansteuerung neuartiger Fluggeräte stehen dabei im Fokus. Zum elektrischen Fliegen präsentiert das DLR weitere Forschungsarbeiten, wie etwa HEX 4 Electra.
H2-Systeme berechnen
Das DLR-Institut für Elektrifizierte Luftfahrtantriebe stellt damit seine aktuellen Entwicklungen im Bereich Wärme-Management vor, eine 3D-gedruckte Struktur für Wärmeübertrager mit Wasserstoff-betriebenen Luftfahrtantrieben. Um Brennstoffzellensysteme in der Luftfahrt auszulegen und zu simulieren, hat das DLR-Institut für Technische Thermodynamik das Softwaretool Airfox entwickelt. Die Eingabe von Flugzeug-Kenndaten genügt hier, um sich das nötige Brennstoffzellensystem berechnen zu lassen.
Einer der grössten Aussteller...
Insgesamt zeigen in Friedrichshafen 756 Aussteller aus 38 Nationen ihre Produkte und Dienstleistungen mit einer hohen Zahl von Premieren. Darunter der Smartflyer SFX1 aus Grenchen in der Schweiz, eines der wenigen Flugzeuge, das neu für einen Elektroantrieb konzipiert wurde. Das hybrid-elektrisch angetriebene Flugzeug feierte im November 2024 seinen Roll-out. Der aus Kohlefaser-Verbundwerkstoffen gefertigte Viersitzer stösst nach Berechnungen der Konstrukteure 50 Prozent weniger CO2 aus als konventionelle Flugzeuge dieser Klasse, ist 60 Prozent leiser und schafft eine Reichweite von 431 nautischen Meilen (800 km). Der elektrische Antrieb ist zudem wartungsfreundlicher, so dass die Betriebskosten aus heutiger Sicht um 50 Prozent niedriger liegen sollen als bei Flugzeugen mit reinem Kolbenmotor-Antrieb.
Um 60 Prozent leiser
Ein Unternehmen namens Dovetail Electric Aviation mit Sitz in Australien und in Spanien zeigt erstmalig in Europa sein elektrisches Antriebssystem Dovepower und das Energiespeichersystem Dovepack. Es leistet Pionierarbeit für die Zukunft des emissionsfreien Regionalflugs, indem es bestehende Flugzeuge mit elektrischen und wasserstoff-elektrischen Antriebssystemen nachrüstet. Dovepower wurde für die Anforderungen von CS-23-Flugzeugen entwickelt und ist nach Angaben des Herstellers das perfekte Triebwerk, um Flugzeuge dieser Kategorie in eCTOL umzuwandeln, indem herkömmliche Turboprop-Triebwerke durch einen hocheffizienten, geräuscharmen Elektromotor ersetzt werden. Dovetail Electric Aviation integriert derzeit Dovepower in eine Cessna Caravan und strebt das STC (Ergänzende Musterzulassung) für den Einbau des Systems in die Carvan ein. Dadurch wird das meistverkaufte einmotorige Turboprop-Flugzeug der Welt in eine echte emissionsfreie Plattform mit Elektroantrieb umgewandelt, deren Betriebskosten um bis zu 40 Prozent niedriger liegen. Laut Unternehmensangaben liegen derzeit 70 Vorbestellungen für die Umrüstung vor.
Eine weitere Weltpremiere auf der AERO 25 ist der PC-12 PRO, das nach Angaben des Herstellers Pilatus Aircraft aus der Schweiz fortschrittlichste einmotorige Turbopropflugzeug aller Zeiten. Ein vollständig neues Cockpit, innovative Sicherheitsfunktionen wie «Autoland», «Smart Glide» und «Electronic Stability» sowie neue Interieur- und Farbschema-Designs stehen zur Verfügung. Diese Weiterentwicklungen machen den brandneuen PC-12 PRO zum technologisch fortschrittlichsten, leistungsfähigsten und zuverlässigsten Flugzeug seiner Klasse. Im Zentrum des neuen PC-12 PRO steht das Pilatus Advanced Cockpit Environment ACE, basierend auf dem Avionikpaket Garmin G3000 Prime. Drei grosse, hochauflösende 14-Zoll «Primary Flight Displays» sowie zwei 7-Zoll Sekundärdisplays – allesamt Touchscreens – und das von Pilatus entwickelte «Cursor Control Device» geben dem Piloten die vollständige Kontrolle über jede Phase des Fluges.
CriCri für den Nachwuchs
Die Oskar-Ursinus-Vereinigung (OUV), ein dezentraler Verein mit mehr als 1200 Mitgliedern, hilft all denen, die ihren Traum vom eigenen, selbstgebauten Flugzeug, Hubschrauber oder Ultraleicht Realität werden lassen möchten. Zu ihren Exponaten gehören ein Ultraleicht Nurflügler «Schneewittchen», ein UL-Bausatzflugzeug Weller Rebell, ein kunstflugtauglicher Doppelsitzer Van’s Aircraft RV-7A, eine Cherry BX2, ein Kunstflugzeug CAP 232 sowie eine CriCri, das kleinste zweimotorige Flugzeug der Welt. Ausserdem wird ein Skywalker-Ultraleichtflugzeug der ersten Generation gezeigt: Für ein OUV-Jugendprojekt «Schüler bauen ein Flugzeug».
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- Geschrieben von: Klaus Koch
