S.Bersch

Materialpreis-Steigerungen, Energieknappheit, Lieferengpässe und Arbeitskräftemangel fordern Intralogistik und Fördertechnik im Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) heraus. Steffen Bersch (CEO SSI Schäfer) zieht Bilanz aus einem Jahr als Vorsitzender und hält Ausblick.

Herr Bersch, Ihr erstes Jahr als Vorsitzender des Fachverbands neigt sich dem Ende zu. Was waren 2022 Ihre persönlichen Highlights in diesem Ehrenamt?

Steffen Bersch: Das Zusammentreffen mit den Mitgliedern des Fachverbands ist jedes Mal ein Highlight. Auch wenn dies 2022 aufgrund von Corona häufig auf den digitalen Austausch begrenzt war. Man spürt einfach die Dynamik der Mitglieder, die die Fachverbandsarbeit aktiv gestalten und damit einen wichtigen Beitrag für die Zukunft der Branche leisten.

Als Vorsitzender des Fachverbands nahm ich Mitte Oktober erstmals am Maschinenbaugipfel in Berlin teil, der 2022 auch endlich wieder in Präsenz stattfinden konnte. Dass Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck vor Ort waren, hat viel und notwendige Aufmerksamkeit auf die Herausforderungen des Maschinen- und Anlagenbaus gelenkt.

Hervorzuheben sind auch die IFOY-Testtage und das Testcamp, bei dem sich der Fachverband mit dem AGV Mesh-Up eingebracht hat. Die Halle 3 der Dortmunder Messe war im März 2022 der Innovations-Hot-Spot für die Intralogistik. Mitglieder der Fachabteilung Fahrerlose Transportsysteme haben dabei die Kommunikationsschnittstelle VDA 5050 weiteren Live-Tests unterzogen.

AGV Mesh-up Foto: M.Schmid

Die Herausforderungen für die Unternehmen sind 2022 nicht weniger geworden. Wie auch in anderen Branchen müssen sich die Intralogistikanbieter in sehr dynamischen Zeiten behaupten…

Die Auswirkungen der aktuellen Krisen, vor allem seit Beginn des Ukraine-Kriegs, lasten schwer auf den Schultern von Anbietern und Kunden. (…) Gleichzeitig hat Corona die Bedeutung der Logistik sichtbar gemacht und das hat in vielen Kundenbranchen für eine gestiegene Investitionsbereitschaft gesorgt, vor allem im Bereich Automatisierung. Das ist eine enorme Chance für unsere Branche, die sich zu einem Teil der kritischen Infrastruktur entwickelt hat. Die gestiegene Nachfrage zeigt sich auch in wirtschaftlichen Daten. Im Produktionsvolumen erreichen die deutschen Hersteller von Fördertechnik und Intralogistik allein in den ersten 3 Quartalen 2022 ein Plus von 6 Prozent.

Neben den geopolitischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten sehen wir einen Bürokratie-Tsunami, der auf uns zurollt. Beispielsweise sorgen das Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz und die neue Maschinenrichtlinie für erhebliche Herausforderungen bei den Unternehmern. Im Bereich Nachhaltigkeit ist die Batterien-Richtlinie ein Thema, die für viele Mitglieder von Bedeutung ist. Die Richtlinie hat zwar gute Ansätze, aber schwierige Detailregelungen. Darüber hinaus verbinden sich mit dem Zinsanstieg und den ESG-Kriterien (Environmental Social Governance) zwei grundsätzlich richtige Impulse zu einer ebenfalls anspruchsvollen Aufgabe für die Unternehmen.

Neues Jahr, neues Glück: Welche Themen und Highlights stehen 2023 an?

Als erstes freue ich mich auf die anstehende Vorstandssitzung, bei der ich die anderen Vorstände in Giebelstadt bei SSI Schäfer willkommen heissen darf.

Des Weiteren konnte der Fachverband gemeinsam mit der VDMA-Startup-Machine in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz erstmals ein Startup-Event für das Thema Intralogistik initiieren. Die de:hub Journey «Innovation der Intralogistik» findet am 23. und 24. Februar in Hamburg statt. Ende März stehen erneut die IFOY Test-Tage an. Der Fachverband präsentiert beim AGV Mesh-Up das bisher grösste Setting, diesmal mit zwei Leitsteuerungen und so vielen Fahrzeugen wie noch nie.

Inhaltlich wird es für die Branche weiterhin wichtig sein, Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Konnektivität und Automatisierung voranzutreiben. Dazu gehört unter anderem die Arbeit in der Forschungsgemeinschaft IFL, in der vorwettbewerblich für die Intralogistik geforscht wird. Und last but not least wird es weiter von Bedeutung sein, dass der Fachverband die Unternehmen mit branchenrelevanten Informationen und Positionspapieren unterstützt, sowie Netzwerkplattformen schafft, um gemeinsam die Zukunft der Intralogistik zu gestalten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Juliane Kluge

www.vdma.org