F.Heydenreich
Florian Heydenreich ist seit 2023 Executive Vice President Sales & Service EMEA beim Intralogistikanbieter Still, wie seit Kurzem auch im VDMA-Vorstand des Fachverbandes Fördertechnik und Intralogistik aktiv. In Antwerpen sprachen wir mit dem 43jährigen darüber, ob wir von der «KI» Wunderdinge erwarten dürfen.
Frage: Wir sprechen gern von disruptiven Innovationen, die dann plötzlich alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Dem Branchen-Echo und der medialen Dauerformel nach zu schliessen, müsste nun also auch die «Künstliche Intelligenz» so eine Wundertüte sein...
Forschungsprojekt Aribic
Heydenreich: Wahrscheinlich sollte man auch hier nicht alles in einen Topf werfen. Auch die «KI» ist nicht einfach eine Revolution, sondern – wenn man die tatsächlichen Anwendungen betrachtet – eher eine «Evolution». Mit Entwicklungen, die zugegebenermassen rasch voranschreiten.
Frage: In jüngerer Zeit scheint sich der «Hype» ein wenig abzuflachen, da wir – wie auch bei jeder App – doch jede Anwendung erst einmal einspielen, auf ihren Nutzen prüfen und im Griff behalten müssen…
Heydenreich: Der Kunde muss wissen, was er jeweils als Ziel erreichen möchte. Darüber müssen wir mit ihm sprechen. Der Mensch ist immer noch der grösste Unsicherheitsfaktor. Wenn der gewünschte Vorgang vorher nicht zutreffend beschrieben ist, bekomme ich auch mit noch so guter «KI» keine akzeptable Prozess-Qualität zustande.
Das IMOCO-Projekt.
Frage: Also das berühmte «Wir müssen miteinander reden…»
Heydenreich: Automatisierung ist immer ein Gemeinschaftsprojekt. Ein Change-Management-Prozess, bei dem es Stolpersteine gibt, die einkalkuliert werden müssen. Es wird immer ein Dialog erforderlich sein. Wir suchen gemeinsam nach der besten Lösung für den Kunden.
Frage: Dass «kundenorientiert» gearbeitet wird, klingt fast schon wieder nach einer inzwischen von vielen genutzten Metapher.
An Forschungsprojekte anknüpfen
Heydenreich: Wir müssen in der Tat jeweils die Anforderungen kennen, um sie bestmöglich bedienen zu können.
Frage: Also arbeitet auch die Künstliche Intelligenz nicht «vollautomatisch»?
Abb. (alle): Still
Heydenreich: Sie bietet viele Chancen. Wir müssen aber auch sorgsam damit umgehen. Einer unserer aktuellen Ansätze ist derzeit die Zusammenarbeit mit dem Grafikkarten-, Prozessor- und Spielkonsolen-Anbieter NVIDIA sowie den Software-Spezialisten von Accenture. Hier können wir an unsere aktuellen Entwicklungen und die Erkenntnisse aus Forschungsprojekten wie ARIBIC anknüpfen Die Anwendungen für die Intralogistik umzusetzen wird allerdings kein Prozess sein, der über Nacht geht.
(Anm.d.Red.: Die Blaupause eines «Mega Robotic Facility Digital Twin» für robotische Anwendungen ist in Arbeit).
Das Interview führte LI-Chefredaktor K.Koch
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- Geschrieben von: Klaus Koch
