Im wahrsten Sinne des Wortes Spitzenforschung in Sachen «Maschinelles Lernen» und «Künstliche Intelligenz» soll am Lamarr-Institut betrieben werden, das dieser Tage im Beisein zahlreicher Prominenz und mit dem Fraunhofer IML eröffnet wurde. Hedy Lamarr war «Filmgöttin» in Hollywood – und eine Art Urheberin des modernen Mobilfunks.
Hollywood-Filmregisseur Mel Brooks sagte einmal in einem Interview über Hedy Lamarr: «Oh, mein Gott, sie war die bestaussehende Filmschauspielerin, die es jemals gab…». Alle waren fasziniert von der 1914 als Kind jüdischer Eltern in Wien geborene Hedwig Eva Maria Kiesler. Sie spielte den ersten Orgasmus fürs Kino (was in den 1930er Jahren für die Nationalsozialisten unerträglich war), und die erste Nacktszene in einem tschechischen Film: Der Kameramann hatte behauptet, das Filmteam werde weit Abstand halten. Sie wusste damals noch nicht, dass es so etwas wie «Zoom»-Objektive gab.
Foto: Fraunhofer-IAIS
1937 floh sie in die Vereinigten Staaten, war aber auch – was die meisten nicht wussten, da sie von ihrer Schönheit regelrecht geblendet waren – auch erfinderisch tätig. Unter anderem entwickelte sie – inzwischen mit dem Komponisten George Antheil verheiratet - im zweiten Weltkrieg eine Torpedo-Steuerung. Mit einem sogenannten Frequenzsprung-Verfahren, das später für Bluetooth und WLAN wiederentdeckt wurde. Seitdem sind sich Fachleute ein wenig uneins darüber, ob sie eine Art «Vorreiterin der Digitalisierung» war – oder nur eine «mythisch verklärte Diva», wie es der Deutschlandfunk einmal in einer Hommage (https://www.deutschlandfunk.de/80-jahre-patent-fuer-frequenzsprungverfahren-hedy-lamarr-100.html) formulierte . Immerhin reichte es, um ein Institut nach ihr zu benennen.
Jetzt ist das Lamarr-Institut eines von fünf universitären KI-Kompetenzzentren bundesweit, die seit Sommer als Teil der KI-Strategie der deutschen Bundesregierung dauerhaft gefördert werden sollen. «Ein echter Meilenstein für die KI-Forschung in Deutschland», wie es heisst.
Foto: IML
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst: «Nordrhein-Westfalen soll zu einem Hotspot der KI-Forschung werden. Mit dem Lamarr-Institut kommen wir diesem Ziel einen grossenSchritt näher – hier wird an Antworten auf Fragen zur Mobilität von morgen, an innovativen Produktionsprozessen und an smarter Energieversorgung gearbeitet.» Der Ministerpräsident weiter: «Keine Generation vor uns konnte auf so viel Wissen und
Know-how zurückgreifen wie wir heute. Und deshalb haben wir alle Chancen, gute Lösungen für die Fragen unserer Zeit zu finden. Gerade die Künstliche Intelligenz schafft hier neue Möglichkeiten.» Mit Standorten in Dortmund, Bonn und Sankt Augustin – betreiben international anerkannte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler KI-Spitzenforschung. Dazu stehen zunächst bis 2028 rund 126 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel der Forschenden des Lamarr-Instituts sei es, neue Standards zu setzen bei der wertebasierten Erforschung und Entwicklung von extrem leistungsfähiger und gleichzeitig vertrauenswürdiger sowie ressourcenschonender KI.
Abb.: US-Library of Congress
Das Lamarr-Institut wird durch die TU Dortmund, das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS, die Universität Bonn und das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML gebildet. Es geht aus dem bisherigen Kompetenzzentrum Maschinelles Lernen
Rhein-Ruhr (ML2R) hervor und wird von den Professoren Katharina Morik, Stefan Wrobel, Christian Bauckhage und Michael ten Hompel geleitet.
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- Geschrieben von: Klaus Koch