Normalerweise präsentieren die Iren ihre neuen Stapler-Modelle mit Musik. Diesmal sollte es anders sein, um die Vöglein im Hintergrund singen zu hören und die geräuschlose Arbeit des neuen Fünftonners zu demonstrieren. Der ursprüngliche Verbrenner der C-Serie von Combilift fährt jetzt elektrisch als LXE.
Der neue Combi-LXE verfügt über die gleichen Designmerkmale wie sein Vorgängermodell: sichere Bodenfreiheit, grosse, gedämpfte Vorder- und Hinterreifen und eine geräumige Kabine, die – wenn auch nicht regelrecht «geländegängig» - den Betrieb auf mässig unwegsamem Areal erlaubt.Combilift hat, wie berichtet, kürzlich den 60.000sten Stapler vom Band gelassen. In 2020 wurden 300 Mio. Umsatz gemacht und 6830 Fahrzeug-Einheiten produziert. CEO Martin McVicar anlässlich einer Videokonferenz vor geladenem Fachpublikum: «Wir rechnen dieses Jahr mit 10.000 Bestellungen, und wollen mindestens 8000 Geräte produzieren». 60 Prozent aller Neu-Stapler sollen in diesem Jahr elektrisch werden. 2005 war es nur jeder Zehnte, sagt der Chef von Combilift.
Natürlich hatten die Iren nicht nur mit dem Brexit zu tun, den sie vor allem für ihre englischen Kunden mit der Übernahme und Abwicklung aller Zollformalitäten erleichtert haben. McVicar will die Abhängigkeit von kurzfristigen Lieferschwierigkeiten in der Supply Chain vor allem in puncto Stahl verringern, und kündigt eine Erweiterung der Vorratshaltung auf rund 4000 Quadratmetern, wie auch für etliche Komponenten an. Zugleich werde kaum noch Plastik verwendet. McVicar: «92 Prozent der bei uns verbauten Materialien sind recyclingfähig». Das Unternehmen ist auf dem besten Weg, über 473 Tonnen CO2 einzusparen, indem es kohlenstoffneutrale Holzhackschnitzel anstelle von Gas für die Beheizung des Werks verwendet.
Aus Gründen der Robustheit aber – dito – eben auch der Verfügbarkeit findet beim Fahrzeugbau gebräuchlicher Baustahl Verwendung, der somit auch besser in Wiederverwertungs-Kreisläufe einzubringen sei. Wer bei mehreren Gelegenheit vor Ort einen Blick in die Produktion werfen konnte, sah unschwer, dass die Fertigung nach modernen Gesichtspunkten organisiert ist: viel Tageslicht, LED-Beleuchtung, zehn Prozent des täglichen Strombedarfs stammen aus Photovoltaik.
Foto: Combilift
Auch im neuen LXE arbeitet die 2019 patentierte Lenkung, die die unabhängige Traktionskontrolle regelt. Martin McVicar: «Bei hundertprozentiger Traktionskontrolle wird die Differentialsperre überflüssig». Jedes Rad wird einzeln angesteuert, jede Hydraulik einzeln mit Öl versorgt. Bis dahin galt das Master-Slave-Prinzip, jetzt gibt es das Eco-Steering, das die Radlenkung synchronisiert und gleichmässig versorgt.
Frank Roesler berichtet von einem Holzverarbeitungswerk in Baden-Württemberg, das bereits mit 16 LX-Diesel-Fahrzeugen arbeitet. Die werden jetzt Schritt für Schritt durch die Elektro-Version ersetzt. Beinahe überflüssig zu erwähnen, dass die Geräte extremem Verschleiss ausgesetzt sind, weil mit hoher Umschlagsleistung gearbeitet wird. «Wir produzieren derzeit ein Gerät pro Woche.», so McVicar. «Aber das sollen natürlich mehr werden».
Das Gros der Combilift-Fahrzeuge wird immer mit Blei-Säure-Akkus ausgestattet. McVicar: «Die sind auch zu einem sehr hohen Anteil recyclingfähig». Und deshalb sei bislang auch noch keine Maschine geplant, die nur noch mit Lithium-Ionen-Technik fahren würde.
Für ein Gerät, das sowohl im Aussen- wie auch im Innenbereich eingesetzt werden soll, stellt sich natürlich auch beim Elektro-Modell die Frage nach der Federung, da wesentliche Teile heftigen Erschütterungen ausgesetzt sind. Auch beim LXE ist die Kabine hydraulisch gedämpft. Und für «Outdoor» werden nur geprüfte Komponenten genutzt, die ihre Belastbarkeit in zurückliegenden Jahren bewiesen haben. Das robuste Getriebe eines weltweit aktiven Herstellers hält dem Vernehmen nach einiges an Erschütterungen aus.
Nochmals auf den derzeit weltweiten Chipmangel und anderer elektronischer Bauteile angesprochen, kontert McVicar mit der Firmenphilosophie. «Grundsätzlich verwenden wir so wenig elektronische Bauteile, wie möglich. Aber natürlich brauchen auch wir diese Bauteile, zum Beispiel bei der Fernsteuerung». Prinzipiell gereiche in diesem Fall zum Vorteil, «dass wir nicht überall Elektronik einbauen, wenn´s auch anders geht». Die robuste Bauweise habe Vorrang.
Autor: Klaus Koch
www.arbor-ag.ch
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- Geschrieben von: Klaus Koch