Acel Logistik-Kolloquium 3

 

Rund 60 Interessierte fanden den Weg zum diesjährigen Logistik-Kolloquium von Acel & Partner in die ETH Zürich. In drei Vorträgen ging es um eine mithilfe von Wasserstoff nahezu CO2-freie Stahlproduktion, das Recycling von Werkzeugen und den Neuaufbau einer Lieferkette bei einem Sportgerätehersteller.  

Acél & Partner richtete das jährlich stattfindende Kolloquium im Dozentenfoyer der ETHZ in Zusammenarbeit mit dem  Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigung (IWF) und seinen Leuchtturmprojekten unter der Rubrik «Agil & Nachhaltig» aus.

 

Fabian Gerdes, Leiter der Outbound Logistik bei der Salzgitter Flachstahl GmbH, berichtete in «Logistics for Circular Solutions» über die Möglichkeiten, Stahl und Rohstoffe nachhaltig in Kreisläufen zu transportieren und den Beitrag, den die Stahlherstellung für das Erreichen der Klimaziele leisten kann. Beim Salzgitter-Konzern punktet eine eigens entwickeltes Konzept «Salzgitter Low CO2 Steelmaking (SALCOS) mit einem «Carbon-Direct-Avoidance-Verfahren» (CDA) und der Verwendung von Wasserstoff anstelle von Kohlenstoff als Reduktionsmittel, durch das bis 2033 über 95% des bisherigen CO2-Ausstosses reduziert werden sollen.

 

Acel Logistik-Kolloquium 6

 

Die nächste Herausforderung liege darin, die «grünen» Produkte auch «grün» zu transportieren: Inbound sind jährlich ca. 11.5 Mio. t Material, Outbound ca. 3.25 Mio. t auf Schienen, mit LKW oder Binnenschiffen unterwegs. Die Transporte steigen, während die allgemeine Infrastruktur stagniert. Salzgitter Flachstahl nahm es selbst in die Hand, nachhaltige und innovative Lösungen, darunter ein neues Zugprüfkonzept «Ontrail» zu entwickeln - Kamerabrücken, die per KI an Zügen erkennen, wie beschädigt die Abdeckungen sind und ob die Ware trocken beim Kunden ankommt. Nebenbei auch die Entwicklung eines elektrisch angetriebenen Binnenschiffs, das auch bei niedrigem Wasserstand noch verkehren kann.

Bei  Rico von Burg, Produkt Manager bei der Fraisa SA in Bellach, ging es um die Logistik zur Wiederaufbereitung von Werkzeugen. Die Fraisa hat sich auf die Herstellung von Präzisionswerkzeugen inkl. Sonderanfertigungen und die Auffrischung von verschlissenem Werkzeug spezialisiert.

 

R.v.Burg (Fraisa)

 

 

Beim Service-Angebot von «Fraisa ReTool» können Werkzeuge 2.3 Mal neu aufbereitet werden. Damit der One Piece Flow bei rund 350'000 Aufbereitungen pro Jahr funktioniert und auch einzigartige und komplexe Werkzeug-Geometrien oder individuelle Kundenwünsche berücksichtigt werden können, hilft ein DataMatrix-Code, der alle Information über das Produkt enthält. Durch digitale Prozesse und die Verwendung frisch aufbereiteter Werkzeuge können im Vergleich zu neu produzierten Werkzeugen über 50% CO2 eingespart werden.

Peter Rutishauser, Gründer der Equatis AG, stellte den Neuaufbau einer europaweiten Lieferkette vor, nachdem der bisherige Lieferant durch Insolvenz ausgefallen war. Seine Präsentation machte Rutishauser am Beispiel der Firma Trisport fest. Trisport vertrieb Fitnessgeräte der Marke Kettler. Das Problem: Kettler musste dreimal Insolvenz anmelden. Schon bei den ersten beiden Vorfällen hat Rutishauser zusammen mit der Trisport einen Plan B geschmiedet, der dann bei der dritten Insolvenz zum Zuge kam. Trisport erwarb die Markenrechte von Kettler Sportgeräten. Sie stand nun allerdings vor der enormen Herausforderung, die Aktivitäten ohne Betriebsübergang und ohne deren Altlasten neu aufzubauen und möglichst unterbruchsfrei die Marktversorgung sicherzustellen.

 

Acel Logistik-Kolloquium 2

 

Um das zu schaffen, mussten neue Konzepte her: Straffung des Sortiments, angepasste Mengenplanung und die Stärkung des Vertrauens der Händler in die Firma einerseits, aber auch des fortan chinesischen Produzenten der Geräte. Beim Aufbau der neuen Logistikkette vom Produzenten in China nach Europa half die Acél & Partner massgeblich, innerhalb von sechs Wochen die europaweite Verteilung neu zu organisieren. Ohne starkes persönliches Netzwerk innerhalb und ausserhalb des Unternehmens, so Rutishauser, wäre dies wohl kaum geglückt.

Nach einer abschliessenden Diskussionsrunde und einem Schlusswort von Professor Konrad Wegener nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit zum Ideenaustausch und Networking bei beeindruckender Sicht auf die Stadt Zürich und den See.

Lea Tokareff / klk

www.acel.ch