Kühlhäuser sind energieintensiv. Foto: Frigosuisse

Bis 2030 sollen laut europäischer Klimapolitik die CO2-Emissionswerte nicht mehr um 40 sondern um 55 % sinken. Umso wichtiger für Kühlhäuser und die temperaturgeführte Logistik, die Energiekosten im Auge zu behalten. Wertvolle Informationen lieferte eine Veranstaltung des Schweizerischen Verbandes für Temperaturgeführte Logistik (SVTL).

Im Dezember 2020 haben sich die EU Staats- und Regierungschefs darauf verständigt, das EU-Klimaziel für das Jahr 2030 von aktuell mindestens 40 auf mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 anzuheben. Demnach sollen die EU-internen Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 sinken. Übergeordnetes Ziel ist bekanntlich die Treibhausgas-Neutralität bis zum Jahr 2050.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, der auch für die Schweiz komplexe Rahmenbedingungen bereithält. Zudem haben die Auswirkungen der Corona-Pandemie auch die Strompreise beeinflusst. Die sanken zwar aufgrund der Lockdowns in vielen Wirtschaftszweigen. Andererseits werden die Preise für CO2-Emissionen aufgrund der europäischen Klimapolitik steigen.

Aurelio Fetz, Analyst der Alpiq: «Eine Erhöhung des CO2-Preises hat auch starke Auswirkungen auf die Strompreise in Europa und der Schweiz». Jetzt liege er bei 40 Euro pro Tonne. Er könne absehbar auch 80 Euro erreichen, sogar dreistellige Werte, also über 100 Euro und mehr, seien gemäss der Internationalen Energieagentur IEA vorstellbar. Fetz: «Weitere Steigerungen sind also mittelfristig durchaus denkbar».

Der Ausstieg aus Kohle- und Atomkraft in vielen europäischen Ländern spiele eine wichtige Rolle. Einerseits, so der Fachmann im Rahmen der Videokonferenz, seien dadurch eine Angebotsverknappung, auf der anderen Seite immer mehr regenerative Energien zu erwarten.

Abb.: Alpiq / Th. Stadler

In der Schweiz werde vor allem im Verkehrsbereich (Stichwort «Elektromobilität») mit einer Erhöhung des Stromverbrauchs gerechnet. Auch Wärmepumpen und Wasserstoff-Produktion dürften zunehmend eine Rolle spielen. Absehbar sei aber auch, dass es durch die Zunahme an erneuerbarer Energieproduktion (vor allem Wind und Photovoltaik) auch einen gewissen Angebots-Überhang in Europa geben werde.

Seit 2009 ist der Strommarkt für Verbraucher grösser 100MWh/a geöffnet und der Markt funktioniert. Die zweite Marktöffnung (auch für Kleinkunden) soll in den nächsten 5 Jahren erfolgen.

Thomas Stadler, Head of Sales D-A-CH bei der Alpiq, umreisst für die Teilnehmer der SVTL-Runde die Anteile des Strompreises mit rund 40 % für die reine Energie, die Netznutzung mit 40 %, sowie Steuern und Abgaben auf etwa 20 %.

Risiken in der Vertragsgestaltung und dem Stromeinkauf bestehen natürlich in Schwankungen des Bedarfs, Änderungen des Profils («wenn plötzlich einer eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat»). Prognosen über längere Zeiträume seien hier mitunter schwierig. Marktrisiken und Wechselkurse können sich niederschlagen.

Alpiq bietet mehrere Beschaffungsmodelle wie «Completo», «Aperto» oder «Multiclick». Weitere Lösungen sind längerfristige Stromverträge, die auf zehn bis 30 Jahre laufen können, aber intensiverer Planung auf Kunden- und Lieferantenseite bedürfen.

Alpiq empfiehlt Mitgliedern des Schweizerischen Verbandes für temperaturgeführte Logistik, ihre Stromverbrauchsdaten als 1/4h-Werte an diverse Anbieter zu senden, um eine erste Indikation und einen Vertragsentwurf zur Prüfung zu erhalten. Nach der Vorauswahl von möglichen Anbietern können dann verbindliche Stromangebote auf einen Stichtag mit kurzer Haltefrist (0,5 bis 2h) eingeholt und abgeschlossen werden.

Industriekunden zahlen im Übrigen auch teure Lastspitzen, die sich heute mit sogenannten Lastoptimierungs-Systemen verhindern lassen, indem man flexible Verbraucher intelligenter steuert, um die maximale Last zu reduzieren. Eine unverbindliche Prüfung durch Alpiq ist für SVTL-Mitglieder kostenlos. Als Basis dafür dient ebenfalls das 1/4h-Lastprofil eines kompletten Jahres.

Förderprogramme des Bundesamtes für Energie wie ProKilowatt unterstützen Effizienzmassnahmen, die den Stromverbrauch reduzieren, mit bis zu 40 % der Investitionskosten. Stadler: «Das kommt natürlich dann als Gewinn zur Senkung der eigenen Stromkosten noch hinzu». Alpiq bietet als Service an, die Administration und Antragstellung zu übernehmen, bis hin zur Auszahlung der Fördergelder an den Kunden. Beispiele gibt es in der Galvanik-Industrie, anhand von Wärmepumpen, oder effiziente Beleuchtungssysteme durch LED in Betrieben. Auch gibt es die Möglichkeit einer «offenen Massnahme», die auf Grundlage einer Vorher-Nachher-Messung unterstützt werden kann.

Alpiq verweist auf Referenzen mit Coop, Emmi, Holcim, Bell und zahlreichen weiteren Kunden.

SVTL-Geschäftsführer Georg Burkhardt setzt darauf, über das Thema Strombeschaffung und Stromoptimierung in regelmässigen Abständen zu informieren. In der Kühllogistik gehöre die Strombeschaffung zu den grössten Kostenkomponenten. Die Wirtschaft stehe in einem starken Umbruch bei Herstellung und Verbrauch des Stromes, so dass die Entwicklung der Strompreise laufend neu beurteilt werden müsse.

Whitepaper der Alpiq zu Chancen der kohlenstofffreien Energie hier

www.svtl.ch