W. Stölzle. Foto: HSG

In der manch denkwürdigen Wechselspielen ausgesetzten Schweizer Logistikszene sorgt der Fall des Leiters des Instituts für Supply Chain Management der Universität St. Gallen Wolfgang Stölzle für Schlagzeilen. Von Plagiaten am Institut und «Unvereinbarkeiten» ist die Rede. Sogar ein «Rayon»-Verbot wurde verhängt. 

Bereits im Oktober 2022 hatte die Universität St.Gallen eine Kommission beauftragt, die Geschäftsführung am Institut für Supply Chain Management (ISCM) zu untersuchen. Die Untersuchungskommission stellte in ihrem Schlussbericht vom 2. Mai 2023 fest, dass am Institut eine «problematische Führungskultur» bestehe. Der Kommission zufolge habe sich Stölzle «in mehrfachen Interessenskonflikten zwischen dienstlichen und privaten finanziellen Interessen» bewegt. Weitere Abklärungen wurden eingeleitet, Gespräche geführt und eine Gesamtwürdigung vorgenommen.

Verschlungene Wege. Foto: UNISG

Im Fall der Fremdkopien durch einen Titularprofessor liest sich die Sache im Grunde wie auch zahlreiche andere in akademischen Hochschulkreisen bis hinauf in Minsterkreise in zurückliegenden Jahren aufgekommene Plagiatsfälle im deutschsprachigen Raum. Gutachten kamen zu dem Schluss, dass eine wesentliche Verletzung der Regeln der wissenschaftlichen Integrität vorlägen. Es seien mehrfach Textteile studentischer Arbeiten für Eigenpublikationen ohne entsprechenden Quellenverweis verwendet worden. Die laufende Überprüfung der Habilitation des betreffenden Titularprofessors (am ISCM sind es nicht viele) sei weiterhin im Gange, hiess es im Januar.

Stölzle selbst, gegenwärtig weder am Institut noch auf anderem Wege zu erreichen, ging anwaltlich in Widerspruch, und stuft die Vorwürfe, die anonym von Mitarbeitenden erhoben wurden, als unbegründet ein. Eine Schädigung des Rufes der Universität sei für ihn nicht zu erkennen.

Um langwierige und kostspielige Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden, haben sich die Parteien auf Vereinbarungen zum Austritt per Saldo aller Ansprüche geeinigt. Der Titularprofessor werde die Universität St.Gallen zum 30.April verlassen. Im Falle von Stölzle werde der Austritt zum 31.Juli wirksam. Beide seien bis zu ihrem Austritt freigestellt. Das Institut für Supply Chain Management wird bis auf Weiteres von Thomas Friedli geleitet.

Platz 5 im Ranking

Die Universität St.Gallen (HSG) ist immerhin nicht «irgendeine», sondern die Universität des Kantons St.Gallen und die Wirtschaftsuniversität der Schweiz. Internationalität, Praxisnähe und eine integrative Sicht zeichnen die Ausbildung an der HSG seit ihrer Gründung im Jahr 1898 aus. Heute bildet die Universität über 9600 Studierende aus rund 100 Staaten in Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, Rechts- und Sozialwissenschaften, Internationalen Beziehungen und Informatik aus. Im European Business School Ranking der «Financial Times» 2022 belegt sie den 5. Platz.

klk.

www.unisg.ch