Abb.: Swissmem
Die Lage der Schweizer Tech-Industrie ist nach wie vor angespannt. Bislang reduzierten sich in diesem Jahr die Umsätze um -4,2 Prozent und die Güterexporte um -3,6 Prozent. Gründe sind laut Swissmem die konjunkturelle Schwäche der EU und insbesondere Deutschlands. Die Exporte von Förder- und Lagertechnik lagen bei minus 6,3 Prozent.
Gegenüber der Vorjahresperiode sanken die Umsätze der Schweizerischen Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie um -2,4 Prozent. Über die gesamten neun Monate dieses Jahres betrachtet, beträgt der Umsatzrückgang -4,2 Prozent. Die Auftragseingänge stiegen im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal um +6,7 Prozent. Auf den ersten Blick könnte eine Trendwende vermutet werden, doch das treffe nicht zu. Hinter dem Zuwachs verberge sich lediglich ein Basiseffekt, denn das Vorjahresquartal war ausgesprochen schlecht ausgefallen. In Tat und Wahrheit reduzierten sich die Auftragseingänge in den ersten neun Monaten im Vergleich zum Vorjahr um insgesamt -0,3 Prozent. Auch die Kapazitätsauslastung schwächte sich im dritten Quartal 2024 weiter ab. Sie betrug noch 82,9 Prozent und lag deutlich unter dem langjährigen Mittel (86,2%).
Swissmem-Direktor S.Brupbacher
Im Vergleich zum Vorjahresquartal reduzierten sich im dritten Quartal die Güterausfuhren der Tech-Industrie um -2,5 Prozent. Über alle drei Quartale dieses Jahres betrachtet, sanken die Exporte im Vergleich zur Vorjahresperiode um -3,6 Prozent auf 50,8 Mrd. Franken. Grosse Sorgen bereite Deutschland. Die Ausfuhren in den grössten Absatzmarkt der Schweizer Tech-Industrie gingen in den ersten neun Monaten um -8,4 Prozent zurück. Aber auch die Güterexporte nach Italien (-7,2%), Österreich (-5,0%) und Frankreich (-1,1%) waren rückläufig.
Der dynamischste Absatzmarkt sei weiterhin Indien. Dorthin stieg von Januar bis September 2024 das Exportvolumen um +11,0 Prozent, wobei sich die positive Entwicklung im dritten Quartal nochmals beschleunigt habe (+22,4%). Diese Zuwächse vermögen die Schwäche der übrigen Märkte jedoch nicht zu kompensieren. Betrachte man die einzelnen Warengruppen, dann verzeichneten einzig die Produkte der Elektrotechnik/Elektronik in den ersten neun Monaten ein Exportwachstum von 1,0 Prozent. Die Ausfuhren aller anderen Warengruppen gingen zurück (Metalle: -6,4%, Maschinenbau: -4,6%, Präzisionsinstrumente -1,9%).
Exporte Tech-Industrie Januar bis September 2024
Auch die Inlandnachfrage befinde sich auf schwachem Niveau. Die schwierige Lage droht sich zunehmend auf die Beschäftigung in der Tech-Industrie auszuwirken. «Unsere Beratungen zu Stellenabbau und Kurzarbeit haben in den letzten Wochen deutlich zugenommen», sagt Swissmem Direktor Stefan Brupbacher. «Bisher haben nur wenige Firmen die Anzahl der Mitarbeitenden reduziert, weil sie ihre Fachkräfte halten wollen. Ich befürchte jedoch, dass es nun vermehrt zu Kurzarbeit und Entlassungen kommen wird».
Die jüngste Befragung der Swissmem-Mitgliedsfirmen zeige, dass sich der Anteil jener Firmen, die in den kommenden zwölf Monaten mit sinkenden Aufträgen aus dem Ausland rechnen, von 25 auf 33 Prozent erhöht habe. Nur noch 28 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmen rechnen mit steigenden Aufträgen. Von gleichbleibenden Bestellungen gehen 39 Prozent der Befragten aus.
Swissmem-Präsdient M.Hirzel
«Im besten Fall können wir im nächsten Jahr mit einer Stabilisierung rechnen», meint Stefan Brupbacher. «Sollte es zwischen den USA, China und der EU zu einem ‘Handelskrieg’ kommen, würde dies die Schweizer Tech-Industrie, die 80 Prozent ihrer Produkte exportiert, weiter nach unten ziehen». Sollte der neue US-Präsident seine angekündigte Zollpolitik umsetzen (Zölle von 60% gegenüber China, 10% bis 20% gegenüber dem Rest der Welt), dann hätte dies das Potenzial, dramatische Folgen für die Weltwirtschaft auszulösen.
«Das Freihandelsabkommen mit Indien muss so rasch wie möglich ratifiziert werden», fordert Swissmem-Präsident Martin Hirzel. «Es eröffnet insbesondere für KMU neue, substanzielle Markchancen im dynamischen Wachstumsmarkt Indien. Auch die Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen mit den Mercosur-Staaten müssen nun abgeschlossen und die Gespräche mit den USA wieder aufgenommen werden». Nicht zuletzt hoffe er auf einen vorteilhaften Abschluss der Verhandlungen zu den Bilateralen III.
Abb.: Swissmem
Am kommenden Wochenende stimmt die Bevölkerung ausserdem über den Ausbau der Nationalstrassen ab, für den sich Swissmem vehement einsetzt. Hirzel: «Wir brauchen ein leistungsfähiges und den heutigen Bedürfnissen angepasstes Nationalstrassennetz. Die Autobahnen leisten 43% des Verkehrsaufkommens mit nur 3% der Strassenfläche. Aber Tausende Angestellte in Lieferwagen und Lastwagen, zehntausende Arbeitnehmende in Personenwagen auf dem Weg zur Arbeit, stehen täglich, stundenlang, schweizweit im Stau. (…) 48'000 Staustunden (…) sind kolossal unwirtschaftlich».
Mit einem Nein zur Anpassung der Kapazitäten der Nationalstrassen sei für das Klima nichts gewonnen: «Betriebe werden ihre Waren weiterhin ausliefern müssen – es wird einfach noch länger dauern und noch teurer werden».
Die aktuellen Kennzahlen der Schweizer Tech-Industrie im Dritten Quartal zum Download
klk./ Swissmem
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- Geschrieben von: Klaus Koch