Abb.: DHL/NYU
Trotz weltweiter Krisen meldet der «Connectedness Tracker» von DHL, der Analysen rund um den globalen Warenverkehr bietet, ein Allzeithoch für den Welthandel. Kaum verwunderlich, dass gehandelte Waren jetzt statistisch gesehen längere Distanzen (nämlich im Schnitt 4.970 km) zurücklegen: Sanktionen werden auf allen möglichen (und unmöglichen) Wegen umgangen. Das verlängert die Strecken.
Immerhin wird dies als Zeichen dafür gewertet, dass die Globalisierung keinen «Rückwärtsgang» eingelegt habe und nun in Richtung «Regionalisierung» strebe. Der Global Connectedness Tracker wird in Zusammenarbeit zwischen DHL und der New York University Stern School of Business als «update» zum Stand der Globalisierung herausgegeben. Als Erweiterung des etablierten DHL Global Connectedness Report verfolgt der «Tracker», wie sich Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströme anteilsmässig um die Welt verteilen.
Der Tracker misst internationale im Verhältnis zu nationaler Aktivität auf einer Skala von 0% bis 100% nach Region, einzelnen Ländern und geopolitischer Ausrichtung. Der aktuelle Wert von 25% zeige, dass sich die Globalisierung trotz geopolitischer Spannungen und Unsicherheiten weiter auf Rekordniveau bewege. Nutzerinnen und Nutzer können Diagramme und Daten herunterladen und teilen.
«Der Global Connectedness Tracker macht deutlich, dass es weltweit noch unzählige Möglichkeiten für Länder und Unternehmen gibt, ihre Märkte zu erweitern», sagt John Pearson, CEO von DHL Express. «Das internationale Umfeld verändert sich, aber die grundlegenden Triebkräfte und Vorteile internationaler Vernetzung bleiben bestehen. Der Welthandel verhilft Menschen, Unternehmen und ganzen Nationen zum Erfolg.» Und natürlich auch dem, der die Logistik im Griff hat.
J. Pearson
2023 wurden 21% des Wertes aller weltweit produzierten Waren und Dienstleistungen international gehandelt. Der Wert liegt nur knapp unter dem Allzeithoch von 22%, das erstmals 2008 und ein weiteres Mal 2022 erreicht wurde.
Demnach haben sich die Beziehungen zwischen den USA und China zwar weiter abgeschwächt. Der direkte Handel zwischen den USA und China sank von 3,5% des weltweiten Warenhandels im Jahr 2016 auf 2,6% im Jahr 2024 (Januar bis Juli). Zugleich spiegeln diese Zahlen aber wider, dass der direkte Handel zwischen den USA und China nur einen kleinen Teil des Welthandels ausmacht.
Der DHL Global Connectedness Tracker zeigt ausserdem, dass Staaten, die weder enge Verbündete der USA noch Chinas sind, für einen wachsenden Anteil des Welthandels stehen und neue Rollen als ‚Brücken‘ zwischen den geopolitischen Rivalen annehmen. Länder, die keine engen Verbündeten einer der beiden Supermächte sind, haben ihren Anteil am Handel von 42% im Jahr 2016 auf 47% im Jahr 2024 gesteigert. Die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien, Vietnam, Brasilien und Mexiko verzeichneten demzufolge in diesem Zeitraum besonders hohe Anteilsgewinne.
Angesichts möglicher Zollerhöhungen auf US-Importe und möglicher neuer Handelskonflikte nach der Rückkehr von Donald Trump ins Weisse Haus rät die Analyse zur Vorsicht, was Vermutungen angehe, dass solche Entwicklungen die Globalisierung umkehren würden. Der DHL Global Connectedness Tracker weist darauf hin, dass der Welthandel bereits nach dem Brexit, im Handelskonflikt zwischen den USA und China, während der Covid-Pandemie sowie während der Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen resilient geblieben sei.
«In turbulenten Zeiten ist es wichtig, über das politische Kreuzfeuer zur Globalisierung hinwegzublicken, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Diese sollten darauf basieren, wie sich die internationalen Ströme tatsächlich entwickeln", erklärt Steven A. Altman, Director der DHL Initiative on Globalization am Center for the Future of Management der NYU Stern. «Es gibt zwar keine Garantie dafür, dass die globalen Ströme so robust bleiben. Aber es zeigt sich, dass Unternehmen und Länder oft kreative Wege finden, um die Vorteile der Globalisierung zu bewahren. Solange Märkte miteinander verbunden sind, kann ein Unternehmen, das sich einseitig von der Globalisierung zurückzieht, seine eigene Wettbewerbsposition gefährden.»
Der DHL Global Connectedness Tracker zeige, dass Informationsströme aufgrund der Digitalisierung – in den vergangenen zwei Jahrzehnten den grössten Anstieg des Globalisierungsgrads aufweisen.
Obwohl es in den vergangenen Jahren ein höheres Interesse daran gegeben habe, Waren näher an Kunden zu produzieren, zeige die Analyse: Regionalisierung überholt nicht die Globalisierung. In Wirklichkeit finden die meisten Ströme über stabile oder weitere Entfernungen statt – was gegen einen breiten Trend hin zu Regionalisierung spricht. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 legten die gehandelten Waren sogar die längste durchschnittliche Entfernung aller Zeiten zurück (4.970 km). Passend dazu sank der Anteil des Warenhandels, der innerhalb der grossen Weltregionen stattfand, auf einen Tiefstand von 51%.
klk./www.dhl.com
Der DHL Connectedness Tracker
Der DHL Global Connectedness Tracker analysiert mehr als acht Millionen Datenpunkte zu internationalen Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströmen. Er enthält auch ein benutzerfreundliches Online-Datentool, das massgeschneiderte Einblicke in den Stand der Globalisierung und des Welthandels ermöglicht, interaktive Diagramme und Download-Optionen. Der DHL Global Connectedness Tracker wurde von DHL in Auftrag gegeben und von Steven A. Altman und Caroline R. Bastian von der New York University Stern School of Business erstellt.
Der Connectedness Tracker zum Download
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- Geschrieben von: Klaus Koch