An der TU München ist die erste Hyperloop-Kapsel – nicht für den Güter-, sondern den sicherheitstechnisch nochmal anspruchsvolleren Personenverkehr– auf einer 24 m langen Strecke zertifiziert worden. Jetzt wollen die Forscher sich auf den Antrieb, die Schwebetechnik und das Vakuum-Verhalten konzentrieren.
Modelle hat es bereits in zahlreicher Ausfertigung gegeben – jetzt spricht die TU München von «Europas erster Hyperloop-Teststrecke in realer Grösse».
Mit der mit 24 m doch relativ kurzen Versuchsröhre am Campus Ottobrunn ist das Testsegment nach weniger als einem Jahr Bauzeit in Betrieb gegangen. Personen sollen künftig mit mehr als 800 Kilometern pro Stunde von A nach B transportiert werden.
2020 aus einer Studierendeninitiative heraus gegründet, arbeitet die Forschungsgruppe TUM Hyperloop seither an der neuen, emissionsarmen und vor allem schnellen Art des Reisens.
Fotos: TUM
Jetzt sind die 24 m lange Teststrecke in Form einer Beton-Vakuumröhre, eine Passagierkapsel und die für den Betrieb notwendigen Subsysteme bereit für die praxisnahe Erforschung. «Der Wechsel vom Modellmassstab auf reale Abmessungen und insbesondere Europas erster Passagiertest unter Vakuum-Bedingungen sind ein wichtiger Meilenstein, um die Technik bald zu skalieren und längere Testsegmente zu realisieren», erklärt Gabriele Semino, Projektleiter bei TUM Hyperloop.
Dass das TUM Hyperloop-Testsegment voll funktionsfähig ist, konnten die Forschenden bereits bei einer ersten Testfahrt beweisen. Am 10. Juli fand die Jungfernfahrt mit Passagierkapsel innerhalb des Vakuums der Teströhre statt. Um den Betrieb mit Personen zu ermöglichen, wurde der Demonstrator vom TÜV Süd für den Passagierbetrieb geprüft.
Der TUM Hyperloop-Demonstrator besteht aus drei Elementen. Der offensichtlichste Teil ist die 24 m lange Betonröhre. Sie durchmisst 4 m und beherbergt neben einem Bahnsteig auch Teile der Technik, die für das Schweben und den Antrieb der Passagierkapsel notwendig sind. Die Kapsel verfügt über ein vollwertiges Interieur, das bis zu fünf Passagieren eine angenehme Reise ermöglichen soll. Das Passagiermodul ist für den Einsatz im Vakuum optimiert. Der dritte Teil der Anlage ist die Betriebsleitzentrale, die neben der Steuerung des Demonstrators auch Bauteile wie die leistungsfähigen Vakuumpumpen beherbergt. «Wir können mit unserer Anlage insbesondere den Antrieb, die Schwebetechnik, das Verhalten der Kapsel im Vakuum und Sicherheitsaspekte an einem vollwertigen Hyperloop-Segment untersuchen», sagt Projektleiter Semino.
Passagierkabine mit Ministerpräsident
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder anlässlich der Eröffnung: «Grossen Respekt für diesen Spirit! Junge Studenten haben hier eine inspirierende Idee zu einem starken Statement für Ingenieurskunst und Zukunft weiterentwickelt». Bayern investiert mit einer Hightech Agenda über fünf Milliarden Euro in Forschung und Technologie. Neben der Hyperloop-Teststrecke entstehe in Ottobrunn gerade auch „Europas grösste Fakultät für Luft- und Raumfahrt». Söder: «Hier wird Zukunft gemacht. »
Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume betont, dass der Hyperloop auf eine Initiative von Studierenden gründe. «Heute ist das Vorhaben ein einzigartiges Forschungsprojekt und Teil der Hightech Agenda. Mit Leidenschaft für Zukunft und Technik lassen junge Talente aus Science-Fiction Realität werden und setzten echte Massstäbe». Das TUM-Hyperloop Team hat – sozusagen «ganz nebenbei» - nicht nur die Testrecke realisiert, sondern auch schon viermal den Hyperloop-Wettbewerb von Elon Musk gewonnen.
Bereits seit 2015 arbeitet die TUM an der Vision, Mobilität nachhaltig und vor allem deutlich schneller als bisher zu gestalten. Die damals noch studentische Initiative wurde gegründet, um an den SpaceX Hyperloop Pod Wettbewerben teilzunehmen, die Elon Musk mit seinem Weltraumunternehmen ins Leben gerufen hatte. In allen vier Wettbewerben belegte das TUM-Team den ersten Platz. Von diesen Erfolgen bestätigt, wurde aus dem studentischen Projekt die jetzige TUM Hyperloop-Forschungsgruppe gegründet.
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- Geschrieben von: Klaus Koch