Kurvengängige Überland-Förderanlagen sind seit den 1960er Jahren nichts Neues mehr. Am Funktionsprinzip, heisst es bei Beumer, habe sich seitdem im Grunde nicht viel geändert. Sozusagen «nur» an der Leistungsfähigkeit. Der Hersteller reizt mit High-Tech-Komponenten und Planungstools das Menschenmögliche aus.

Der Fördertechnik-Spezialist verweist auf drastisch reduzierten Zeit- und Kostenaufwand sowohl in der Planungsphase als auch in der Abwicklung der Projekte. «Während die grundlegende Aufgabenstellung – Schüttgut von der Materialaufgabe bis zum finalen Abwurfpunkt zu transportieren – sehr vergleichbar erscheint, ähnelt bei näherer Betrachtung keine Anlage der anderen», erläutert Christoph Dorra, Regional Sales Manager South America, Conveying and Loading Systems. Allein die Bandbreite an potenziellen Fördergütern fordere eine individuelle Betrachtung der einzusetzenden Komponenten hinsichtlich Verschleissfestigkeit und der maximal zulässigen Steigungen eines Förderers.

Darüber hinaus bestimmen vor allem der zu fördernde Massenstrom und die zu überwindende Höhe die Dimensionierung der Antriebseinheit eines Überlandförderers. «Eine weitere Herausforderung stellen Anlagen in grossen Höhenlagen dar», sagt Dorra. Bei Höhen über 4.000 m, wie sie zum Beispiel in den südamerikanischen Anden oft anzutreffen sind, sei zu berücksichtigen, dass mit zunehmender Höhe der Luftdruck und damit die Dichte der Luft abnehme. Dadurch sinkee sowohl die Kühlwirkung als auch das Isolationsvermögen der Luft. Die Folge: Antriebseinheiten wie Frequenzumrichter und Elektromotoren erreichen nicht die spezifizierte Nennleistung, die für Aufstellungshöhen bis maximal 1.000 m über NN gelte. «Das ist der sogenannte Derating-Faktor».
Neben der reinen Materialspezifikation und der zu fördernden Masse über eine bestimmte Höhe kommt der Topographie entlang der Förderstrecke besondere Bedeutung zu. «In China haben wir 2009 einen Überlandförderer realisiert, der auf 85 Prozent der 12,5
km langen Förderstrecke zwischen Steinbruch und Zementwerk kurvengängig ist. Die Anlage schlängelt sich sprichwörtlich zum Ziel und kommt dabei ohne einen einzigen Übergabepunkt aus», so Dorra.


Potenzielle Hindernisse zeigten sich in Form von Wohngebieten, zu kreuzenden Strassen und Flüssen, grösseren Gewässern oder Bergen, die nicht überquert werden können. «Nicht jeder würde bei diesen Herausforderungen automatisch an einen Überlandförderer als die optimale Lösung denken», sagt Dorra. «Doch für uns stellen diese Projekte einen besonderen Reiz dar. Unser Ziel ist es, mit so wenig Übergabepunkten wie möglich entlang der gesamten Förderstrecke auszukommen.»
Das reduziere sowohl den Verschleiss und die Umweltbelastung etwa durch Staub, erhöht aber auch die Verfügbarkeit des Gesamtsystems.

Seit dem Bau des ersten Überlandförderers mit Horizontalkurven im Jahr 1969 haben sich Komponenten wie Tragrollen, Gurte und Antriebe kontinuierlich weiterentwickelt. Zudem werden die Anlagen immer grösser und länger, die Routen komplexer. Hieraus ergab sich die Notwendigkeit, auch die Berechnungs- und Planungstools stetig zu verbessern, um den Anforderungen nicht nur standzuhalten, sondern sogar einen Schritt voraus zu sein.
Inzwischen lässt sich aus einem virtuellen Werkzeugkasten die komplette Streckenführung einer Anlage zusammenstellen und als 3D-Planung mit dem Kunden besprechen. Ein eigens hierzu entwickeltes «Overland Layouting Tool» erzeugt während der Planung nahezu automatisch ein digitales 3D-Modell des Förderers in der virtuellen Landschaft. Nicht selten kommen auch Drohnen zum Einsatz. Die aufgenommenen Luftbilder enthalten topographische Informationen, die dann zu digitalen Geländemodellen verarbeitet werden.

Abb.: Beumer/A1
In der Simulationsumgebung können die Fachleute den Förderer optimal an die Strecke anpassen. Die nahezu fotorealistische Darstellung des Förderers in der Landschaft dient auch dazu, etwaige Hindernisse zu erkennen und in der Planung entsprechend zu berücksichtigen.

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