Foto: SEV
Die Schweizerische Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV läuft Sturm gegen das Gebaren der DB Cargo-Tochter in der Schweiz (vormalig Brunner Railway Services), direkt vor Weihnachten und ohne Vorankündigung in Muttenz 20% des Personals vor die Tür zu setzen, darunter zwei Mitglieder der Arbeitnehmervertretung.
Für die wegfallenden Aufträge, die «betriebsbedingt» genannt werden, seien längst neue akquiriert worden, wenngleich zum Teil auch erst in einigen Monaten. Die Schweizerische Gewerkschaft des Verkehrspersonals nennt die Entlassungswelle einen Skandal, insbesondere weil man ganz bewusst gerade unter der Schwelle von zehn Personen bleibe. Just ab dieser Anzahl von Betroffenen wäre eine Konsultation der Arbeitnehmervertretung obligatorisch gewesen (OR Art. 335f). «Das ist arglistig», sagt SEV-Präsident Matthias Hartwich. «Man muss also konstatieren: Das Unternehmen will unter Vorgabe fadenscheiniger Argumente Personal entlassen, möglicherweise, um mit billigerem Leihpersonal in Zukunft die Aufträge abzuarbeiten. Dieses Vorgehen ist eine Beleidigung für das Personal», hält Hartwich fest.
M.Hartwich
Ohne die Arbeitnehmervertretung zu konsultieren hat DB Cargo Schweiz beschlossen, 9 von rund 40 Mitarbeitenden am Standort Muttenz zu entlassen. Kurz vor Weihnachten wurden die Betroffenen vor vollendete Tatsachen gestellt. Begründet werden die Entlassungen mit dem Wegfall eines bedeutenden Kunden. Umso verwunderlicher sei diese Begründung, weil neue Kunden schon längst an Bord seien. Gleichzeitig leide die Belegschaft wegen Personalmangel an Überlastung. «Wenn wir die verschiedenen Massnahmen anschauen, die das Unternehmen plant, dann geht es hier einfach darum, Personalabbau zu betreiben», sagt SEV-Präsident Matthias Hartwich. Die DB-Cargo-Tochter in der Schweiz zählte bis vergangenes Jahr 124 Mitarbeitende, die nach Unternehmensangaben pro Jahr 4850 Züge mit 3,95 Mio t Transportaufkommen durch die Schweiz chauffieren,
Hartwich: «Das Unternehmen macht das, was übelste Patrons in Wildwest-Manier des 19. Jahrhunderts treiben: Es legt den Betroffenen Kündigungsschreiben unter den Weihnachtsbaum, ohne mit der Arbeitnehmervertretung zu kommunizieren oder zu verhandeln, ohne Sozialplan und Gespräche und ohne Kurzarbeit in Erwägung zu ziehen. DB Cargo Schweiz agiert genauso planlos wie das Mutterhaus DB Cargo in Deutschland: Dort finden Massenentlassungen statt und niemand will sagen, wie es 2025 mit dem Unternehmen weitergehen soll.»
Der SEV fordert einen sofortigen Stopp der Entlassungswelle und zielführende Gespräche mit den Gewerkschaften und der Personalvertretung.
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- Geschrieben von: Klaus Koch