Abendliche Vorschau auf den Zukunftskongress der Logistikbranche. Die so genannten Dortmunder Gespräche fokussieren bis Donnerstag KI, 5G, Blockchain und «Open Source»-Themen. Das Fraunhofer IML regt an, durch gemeinsames Vorgehen in «Communities» grössere Potentiale zu heben.

Geschäftsvorstand Michael ten Hompel schlägt den Bogen von den grossen Wirtschaftspolen China und den Vereinigten Staaten, zwischen denen sich Europa in einer Art Tür- und Angelposition künftig neu finden muss. In konzertierten und koordinierten Aktionen, wie sie unter anderem auch in der unlängst aus der Taufe gehobenen «Silicon Economy» in Gang kommen, müsse es gelingen, Künstliche Intelligenz, Digitalisierungs-Bestrebungen und Lieferketten so miteinander in Einklang zu bringen, dass daraus ein Geschäftsvorteil entstehe. Ten Hompel in Hinblick auf etwaige neue Regierungs-Koalitionen in Deutschland, die dem Selbstverständnis nach stärker auf Nachhaltigkeit und die Klimaproblematik zielen werden: «Wir werden nicht alles durch Verordnungen und Steuergesetze regeln können».

IML-Institutsleiter Uwe Clausen hofft in der Tat auf neue Impulse für die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene. Zumal der «Trick» der Fraunhofer-Truppe darin bestehe, «alles miteinander zu verbinden». Auch, wenn sich Moderatorin Anita Würmser die Frage nicht verkneifen kann, ob die Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene nicht eine Art «Oldie» sei.

In Bewegung ist auch das Bild der Blockchain, die in nicht allzu ferner Zukunft unvermeidlich sein wird, um den Warenaustausch auf globaler Ebene zu vereinfachen und die wertmässige Erfassung digital in die Lieferkette zu integrieren.

Professor Michael Henke, auf Institutsebene ebenfalls einer der drei Leiter des IML, lässt sich aufgrund der bislang noch eher im Hintergrund vor sich gehenden Entwicklungsschritte zu dem Kalauer hinreissen: «Blockchain – ist das wichtig – oder kann das weg?». Dem sei keinesfalls so, sagt er. Er will das Misstrauen, das der Blockchain vielfach immer noch entgegenschlägt, keinesfalls gelten lassen. Sie sei nicht mit «Bitcoins» gleichzusetzen. «Von digitaler Währung lassen wir die Finger», meint Henke. Wobei Aussenstehenden möglicherweise noch nicht ganz klar sein könnte, in welchen digitalen Einheiten dann absehbar gerechnet werden wird. Blockchain, glaubt Henke jedenfalls, «wird sich durchsetzen».

In Bezug auf Open Source-Systeme, auf deren Basis sich die europäische «Silicon Economy» vernetzen soll, will Moderatorin Würmser dann schon wissen, ob bei vielen Unternehmen nicht selbsttätig das «Autoimmunsystem» anspringe, wenn sie auf eine «offene Datenbank» umschalten sollten. Ten Hompel hält solchen Bedenken üblicherweise entgegen, dass lediglich das «Instrumentarium» ein gemeinsames sein soll, nicht aber ein etwaiger Datenabfluss firmeninterner Informationen. „All die Programme und Wege, die wir jetzt in Gang setzen, und die Möglichkeit zur Nutzung neuer Daten, werden wir niemals in einem einzelnen Unternehmen oder einem einzelnen Schritt voranbringen können“, sagt er. «Wir werden verstärkt Communities brauchen: Never walk alone» sei keine Phrase, sondern eine Aufforderung, einen neuen «Spirit» zu entwickeln. Der Zukunftskongress beginnt am Dienstag um 10 Uhr, und findet «online» statt.

Es wird auch einen Digital Logistics Award geben, zu dem 48 Bewerbungen aus 16 Ländern eingingen.

Das IML als Organisator ist in den Laborhallen auch immer wieder für praktische Überraschungen gut: Es soll neue Leitsysteme mit Lasertechnik geben, die per Pfeilen auf dem Hallenboden anzeigen, wohin für den jeweiligen Mitarbeitenden im Lager die Reise mit einer Palette oder einem Hubwagen gerade mal geht. «Keine sonderlich kostspielige Sache», so ten Hompel. Aber das Projektionssystem sei relativ preisgünstig zu realisieren. TÜV-Zulassung soll Richtung Oktober sein.

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