Alles andere, als einfach nur «ausgewürfelt» wurde in diesem Jahr, wer neu in die Internationale «Hall of Fame» der Transportwelt Einzug halten würde. Neben den AutoStore-Erfindern Jakob Hatteland und Ingvar Hognaland auch Axel Frey, Harry Seifert - sowie die US-Hilfsorganisation International Medical Corps.

Über 200 Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Politik kamen in Europas grösste stationäre Zeltbühne im TIPI am Kanzleramt, ihres Zeichens die «Ausgründung» eines Chanson- und Musical-Theaters, dessen Namensgeber auf die Bezeichnung «Bar jeder Vernunft» hört und inzwischen Berühmtheit erlangt hat. Diesmal ging es um Grösseres – und moderne Technik.

Supply Chains im Fokus

Tosender Beifall für die Cube-Storage-Pioniere Jakob Hatteland und Ingvar Hognaland, die der Jury zufolge für sich in Anspruch nehmen können, mit dem AutoStore-System die Lagerhaltung praktisch neu erfunden zu haben. Das zugrunde liegende Prinzip der Cube-Storage-Automation gehöre zu den wichtigsten Erfindungen der modernen Logistik. «AutoStore ist heute in fast allen Branchen zum Synonym für ein platzsparendes, leicht skalierbares Kleinteilelager geworden», so Oliver Luksic, Koordinator der Bundesregierung für Güterverkehr und Logistik, in seiner Laudatio.

Unübertroffen effizient

Der technische Direktor der Jakob Hatteland Electronics AS, Ingvar Hognaland, hatte in den 1990er Jahren den Einfall zur platzsparenden Cube-Storage-Automation. Das automatisierte Lagersystem nach dem Würfelprinzip, das später unter dem Produktnamen AutoStore weltweit bekannt wurde, ermöglichte bei der Markteinführung 2004 eine bisher unerreichte Effizienz in der Lagerlogistik. Heute sind weltweit mehr als 1.250 AutoStore-Systeme in 50 Ländern in über 900 Firmen im Einsatz. Nachdem Hatteland und Hognaland AutoStore erfolgreich an einen Investor verkauft hatten, wurde die Firma – vor der Veräusserung an einen zweiten Investor 2019 – mit mehr als 1,5 Milliarden Euro bewertet. Es war Norwegens erstes Einhorn. Die Entscheidung über den Einzug der beiden Norweger in die Logistics Hall of Fame fällte im Sommer eine Jury aus 70 bekannten Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien aus 13 Nationen.

J.Hatteland (links), I.Hognaland

Kräftigen Applaus gab es nicht nur für die beiden Skandinavier, sondern auch für zwei Schwaben:  Axel Frey und Harry Seifert von der Seifert Logistics Group in Ulm wurden als Logistics Leader of the Year 2023 geehrt. «Die Beiden haben unter dem Motto ‚Vollgas Richtung Zukunft‘ eine bemerkenswerte strategische Transformation des mittelständischen Logistikdienstleisters vorangebracht, die in unzähligen grossen und kleinen Details sichtbar wird (...), eine Transformation, die Mitarbeitende, Digitalisierung und nachhaltiges Wachstum in den Mittelpunkt stellt», so Frank Müller, Verkaufs-Chef des Staplerherstellers und Award-Sponsors Still.

Erstmals wurde, wie angekündigt, im Rahmen des Gala-Empfangs auch die Lynn C. Fritz Medal for Excellence in Humanitarian Logistics vergeben: Die vom kalifornischen Fritz Institute gestiftete Medaille durfte die US-amerikanische Hilfsorganisation International Medical Corps mit nach Los Angeles nehmen. Mit ihrer selbst entwickelten Software «Pharmaceutical Information Management System» (PIMS) schaffte die Organisation eine Revolution bei der Steuerung der letzten Meile in der pharmazeutischen Lieferkette. «Von dem IT-Einsatz, der in Katastrophengebieten grosse Zeitersparnisse und tiefe Transparenz in die Supply Chain bringt, profitieren alle: humanitäre Organisationen, Apotheken, Regierungen und vor allem die Patienten», betonte Lynn C. Fritz, CEO des Fritz Institute, in seiner Laudatio. Das System ist an 165 Standorten in 16 Ländern erfolgreich im Einsatz. Seit Oktober 2019 wurden rund 1,7 Millionen Rezepte in der Software verarbeitet und rund drei Millionen Artikel an Bedürftige ausgegeben.

Fotos: LHoF

Das International Medical Corps löste mit der Softwareentwicklung ein Problem aller humanitären Organisationen: die Dokumentation und Steuerung von Beschaffung, Verfolgung und Ausgabe von Arzneimitteln auf Papiervorlagen. Ein zentraler Vorteil der Software: Sie kann leicht an jede beliebige Sprache angepasst werden und benötigt weder eine permanente Internetanbindung noch eine konstante Stromversorgung.

Bereits am Tag zuvor tagte auf Initiative der Logistics Hall of Fame zum ersten Mal eine neue «ConnectChains – Humanitarian Supply Chain Conference» im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). Im Fokus der eintägigen Konferenz standen der Wissenstransfer und die Vernetzung von Akteuren des humanitären und kommerziellen Supply Chain Managements mit dem Ziel, Krisensituationen noch besser managen zu können. Zielgruppe sind Logistik- und Lieferkettenexperten in humanitären und Entwicklungshilfe-Organisationen sowie Logistikunternehmen, wie auch Stiftungen, Vertreter aus der Wissenschaft und Regierungen sowie internationale Geldgeber.

Neben Paneldiskussionen und Vorträgen zu aktuellen Themen wurde dort auch das innovative Gewinnerprojekt der Lynn C. Fritz Medal for Humanitarian Logistics präsentiert.

www.logisticshalloffame.net