Die «Netto-Null» ist das Ziel. Natürlich nicht beim Umsatz, sondern um mit technischen Innovationen «den Klimawandel zu begrenzen und gleichzeitig den Wohlstand in der Schweiz zu erhalten», erklärt Swissmem-Präsident Martin Hirzel. Der metallverarbeitenden Industrie stehen schwierige Zeiten bevor.
Die Geschäftslage der Schweizer Tech-Industrie (Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie und verwandte Technologiebranchen), heisst es, präsentiere sich aktuell noch gut. Sowohl die Umsätze (+4,9%) wie auch die Exporte (+2,8%) seien im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Der im ersten Quartal erfolgte Rückgang bei den Auftragseingängen (-4,8%) sowie der weltweit tiefe Stand des Einkaufsmanager-Indexes PMI deuten nach Ansicht der Experten jedoch für die kommenden Monate auf deutlich schwierigere Zeiten hin. Zudem dürften die jüngsten sowie absehbare Zinsschritte der wichtigsten Zentralbanken die Konjunktur und somit die Nachfrage nach den Produkten der Schweizer Tech-Industrie weiter dämpfen.
M.Hirzel
Darüber hinaus bestehen grosse, konjunkturelle Risiken. Dazu gehören der weitere Verlauf des Ukrainekrieges sowie die Spannungen zwischen China und den USA. Zunehmend Sorge bereitet den Firmen der Subventionswettbewerb der USA und der EU, der den Standort Schweiz unter Druck setze. Chancen für die Tech-Industrie eröffnen sich vor allem mit technologischen Innovationen zur Begrenzung des Klimawandels. Swissmem unterstützt deshalb das Klima- und Innovationsgesetz KIG, welches am 18. Juni 2023 zur Abstimmung kommt.
Den Zahlen zufolge erhöhten sich die Ausfuhren der Schweizer Tech-Industrie im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahresquartal um +2,8 Prozent und erreichten 18,4 Mrd. Franken. Die Exporte in alle grossen Märkte nahmen zu. Konkret stiegen sie in die USA um +3,4 Prozent, nach Asien um +3,0 Prozent und in die EU um +2,9 Prozent. Bei den wichtigsten Warengruppen zeigt sich eine unterschiedliche Exportentwicklung. Während die Ausfuhren im Maschinenbau (+6,0%), im Bereich Elektrotechnik / Elektronik (+5,4%) und bei den Präzisionsinstrumenten (+1,2%) zunahmen, reduzierten sie sich bei den Metallen deutlich (-5,7%). Letzteres zeige, wie stark die in diesem Bereich tätigen Firmen von den weiterhin hohen Energiepreisen sowie den Subventionen im Ausland negativ betroffen seien.
Der sehr gute Geschäftsgang im vergangenen Jahr hat offenbar in den Unternehmen der Tech-Industrie nicht zu einer wesentlichen Verbesserung der Ertragslage geführt. Nach wie vor weisen 18 Prozent der Firmen eine negative und 27 Prozent eine positive, aber ungenügende EBIT-Marge von weniger als 5 Prozent aus. «Die wegen des Ukrainekrieges gestiegenen Rohstoff- und Energiepreise sowie anhaltende Probleme in gewissen Bereichen der Lieferketten haben die Margen stark unter Druck gesetzt», sagt Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher. «Um die Investitionsfähigkeit und Innovationskraft der Unternehmen zu bewahren, dürfen ihnen keine zusätzlichen Kosten aufgebürdet werden», betont er. Zwar sei die allgemeine Geschäftslage in den meisten Firmen der Schweizer Tech-Industrie derzeit noch gut.
Die Unterschiede zwischen den Subbranchen seien jedoch beträchtlich. Unter Druck stehen demnach insbesondere die energieintensiven Betriebe, KMU und zunehmend auch der Maschinenbau. «Im Gegensatz dazu erfreuen sich Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen rund um die Transformation des Energieversorgungssystems anbieten, eines guten Geschäftsganges».
Fotos: Swissmem
Die Aussichten für die kommenden Monaten lassen keinen grossen Optimismus zu. «Die Unternehmen zehren derzeit von den sehr guten Auftragseingängen aus dem vergangenen Jahr», kommentiert Stefan Brupbacher. «Der Rückgang bei den Bestellungseingängen im ersten Quartal und der Stand des Einkaufsmanagerindexes PMI, der aktuell in allen wichtigen Märkten unter der Wachstumsschwelle liegt, deuten auf eine deutliche Abkühlung hin.»
Neben der angespannten geopolitischen Situation bleibe der Klimawandel langfristig eine grosse Herausforderung. «Die Tech-Industrie liefert die Lösungen, um die Klimaziele zu erreichen. Deshalb hat der Vorstand von Swissmem die Ja-Parole für das Klima- und Innovationsgesetz KIG beschlossen», betont Martin Hirzel. Gleichzeitig unterstütze Swissmem auch die OECD-Mindeststeuer. Beide Vorlagen kommen am 18. Juni 2023 zur Abstimmung.
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- Geschrieben von: Klaus Koch