Foto: Migros

Unverpackt-Läden sind oft von Idealisten geprägt, die mitunter draufzahlen müssen. Denn die Beschaffung in Grossgebinden bringt Herausforderungen mit sich. So muss auch ein kleiner Laden relativ viel Lagerfläche vorhalten. Im Gegensatz zu Deutschland sind die Migros und Coop hier längst auf der Höhe.

Kein Grund hier «Feindbilder» aufzubauen, sagen die Organisatorinnen der Messe «FachPack» in Nürnberg. Schon vor der Pandemie habe sich der Trend zu umweltbewussterem Kaufverhalten abgezeichnet, bei dem auch die Vermeidung von Verpackungsmüll eine wichtige Rolle spiele. Exemplarisch haben sich Bewegungen wie «Zero Waste» entwickelt, bei denen es darum geht möglichst wenig Abfall zu erzeugen.

In der Schweiz können Kunden der Migros Bio-Lebensmittel wie Teigwaren oder Reis ohnehin schon seit einiger Zeit an Zero-Waste-Stationen selbständig abfüllen. Die Migros führt in mehreren Filialen vor allem Abfüllstationen mit Produkten der Eigenindustrie. Teigwaren, Reis, Hülsen- und Trockenfrüchte, Frühstücksflocken und Süsswaren – bis zu 70 Artikel in Bio-Qualität werden angeboten. Für den Transport nach Hause stehen Mehrwegbeutel aus Bio-Baumwolle zur Verfügung. Zudem reduziert die eigens definierte Menge Food Waste im eigenen Haushalt. Die Eigenmarken werden zum selben Preis angeboten wie die verpackten Produkte. Mit einer Filiale in Baden startete im November die erste Pilot-Filiale mit den neuen Abfüllstationen. Weitere Filialen sollen in Kürze dazukommen. Ein offizielles Versprechen, bis Ende 2020 rund 6000 t Verpackungsmaterial einzusparen oder umweltfreundlicher zu gestalten, wurde längst übertroffen.

Foto: Coop

Bei der Coop werden zum Beispiel Naturaplan-Bio-Äpfel in der Ostschweiz, in der Nordwestschweiz, in der Zentralschweiz und in Zürich seit 2018 in der neu entwickelten Verpackung aus Graspapier vertrieben. Die Verpackung kann wie gewöhnlicher Karton rezykliert werden und besteht nebst dem getrockneten Gras aus Holzzellstoff aus FSC-zertifizierten Wäldern. Die Herstellung spart im Vergleich zu reinen Holzzellstoff-Verpackungen nicht nur bis zu 40 Prozent Energie, sondern auch viel Wasser ein.

Auch der Kauf des Kunden bei Direktvermarktern kommt dem Wunsch nach weniger Verpackungsmüll entgegen. Standardisierte Mehrwegkisten sparen Müll über die gesamte Supply-Chain vom Hersteller bis zum Konsumenten. Inzwischen arbeiten Lieferanten an besseren Lösungen wie Mehrwegbehältern für die Zulieferung, grösseren Gebinden und dem Verzicht auf zusätzliche «Verhüllung».

Dass sich das Prinzip «Unverpackt» flächendeckend durchsetzen wird, wird in Deutschland als „eher unwahrscheinlich“ betrachtet. Läden, die sich an Kundenwünsche wie Bio, Regionalität und Nachhaltigkeit richten, decken aber auch dort einen wachsenden Nischenmarkt ab. Shop-in-Shop-Lösungen in herkömmlichen Supermärkten und Discountern mit grösseren Sortimentsangeboten an konventionellen, unverpackten Produkten können die Auswahl künftig weiter ergänzen.

www.fachpack.de