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Mercedes-Benz hat mit Kanada ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, mit dem dortige Bergbau- und Rohstoff-Quellen für eine Stärkung der Lieferketten genutzt und der Umstieg auf Elektroantriebe auf der Grundlage westlich orientierter Zulieferungen gesichert werden sollen. Dazu gehört auch Lithium-Hydroxid.
«Mercedes-Benz ist dabei, die Produktion von Elektrofahrzeugen drastisch zu steigern. Deshalb sind wir auch dabei, uns neue Wege zu erschliessen, um auf verantwortungsvolle Art an die dafür notwendigen Rohstoffe zu kommen. Der direkte Zugang zu den Produzenten dieser Materialien ist ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Mit Kanada haben wir einen wichtigen und leistungsfähigen Partner an unserer Seite, um eine neue Ära der nachhaltigen Transformation in der Automobilindustrie einzuleiten», sagt Markus Schäfer, Vorstandsmitglied und Technik-Chef der Mercedes-Benz Gruppe im Bereich Entwicklung und Einkauf.
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Es geht darum, die Zusammenarbeit in der gesamten Wertschöpfungskette zu vertiefen – von der technischen Entwicklung über die Rohstoffgewinnung bis hin zur Produktion, Nutzungsdauer und zum Recycling. Ziel sei es, die Zusammenarbeit und wirtschaftlichen Chancen innerhalb der kanadischen Lieferkette für Elektrofahrzeuge zu fördern. Dies beinhalte auch den Zugang zu primären Rohstoffquellen. Dabei wollen sich Kanada und Mercedes-Benz zugleich für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz einsetzen und in sauberere und umweltfreundlichere Technologien investieren.
Mit von der Partie war anlässlich der Unterzeichnung auch Bundeskanzler Olaf Scholz, der die Vereinbarung als Beweis dafür wertete, «dass die Zusammenarbeit mit unseren engen Freunden und Verbündeten in Kanada auch im Bereich der Rohstoffsicherheit vertieft wird und andere Unternehmen dazu ermutigen könnte, den gleichen Weg zu gehen».
«Kanada befindet sich im Wandel hin zu einer saubereren und grüneren Zukunft und entwickelt sich dadurch für grosse Automobilunternehmen - einschliesslich der europäischen Hersteller - zum nachhaltigen Lieferanten der Wahl. Durch die Partnerschaft mit Mercedes-Benz stärkt Kanada seine Führungsrolle als erstklassiges Innovationsökosystem für den Automobilsektor im Bereich sauberer Mobilitätslösungen. Kanada setzt sich für den Aufbau einer starken und zuverlässigen Automobil- und Batterielieferkette hier in Nordamerika ein, um die Welt dabei zu unterstützen, ihre globalen Klimaziele zu erreichen», so François-Philippe Champagne, Kanadas Minister für Innovation, Wissenschaft und Industrie.
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Im Zuge der «Ambition2039» konzentriert sich Mercedes-Benz auf die Reduktion von CO₂-Emissionen sowie den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen entlang der Lieferkette. In enger Zusammenarbeit mit seinen Zulieferern erarbeiten die Stuttgarter neue Konzepte, um den CO₂-Fussabdruck zu verkleinern und die Menge an Metallen aus seltenen Erden pro Elektroantrieb zu reduzieren.
Mit dem Hochlauf der Elektromobilität im Automobilsektor werde die Nachfrage nach spezifischen, verantwortungsvoll beschafften Rohstoffen steigen. Dazu zählen insbesondere Kobalt und Lithium, aber auch Nickel, Graphit, Mangan und Kupfer.
In diesem Zusammenhang prüft Mercedes-Benz auch eine strategische Partnerschaft mit dem deutsch-kanadischen Start-up Rock Tech Lithium Inc. Diese Partnerschaft soll es der Marke mit dem Stern ermöglichen, die Versorgung seiner Batteriezelllieferanten mit Lithiumhydroxid abzusichern, um die globale Nachfrage nach batterie-elektrischen Fahrzeugen decken zu können. Im Rahmen der geplanten Partnerschaft beabsichtigt Rock Tech, Mercedes-Benz und seine Batteriepartner mit jährlich bis zu 10.000 Tonnen Lithiumhydroxid zu beliefern. Die beabsichtigte Zusammenarbeit soll im Jahr 2026 mit einer Qualifizierungsphase starten.
«Damit stellen wir den Lithiumbedarf für unsere Batterieproduktion in Europa sicher», sagt Gunnar Güthenke, Leiter Einkauf & Lieferantenqualität. Zusammen mit weiteren geplanten Rohstoffpartnerschaften soll die erhebliche Lithiummenge von Rock Tech dazu beitragen, die ehrgeizigen Elektrifizierungsziele der Stuttgarter zu erreichen.
Unweit von Tesla...
Geplant ist, dass Rock Tech die Luxusautomobilmarke mit Lithium beliefert, das im brandenburgischen Guben CO₂-neutral veredelt werden soll. Hier baut Rock Tech Lithium derzeit Europas ersten Lithiumhydroxid-Konverter mit einem geplanten Investitionsvolumen von mehreren hundert Millionen Euro. Die Region biete mit ihrer langen industriellen Tradition und der vorhandenen Infrastruktur beste Voraussetzungen, um ein zentraler Bestandteil der Batterie-Wertschöpfungskette zu werden.
Neben der CO₂-neutralen Produktion von Lithiumhydroxid bis Ende 2030 hat Rock Tech Lithium angeboten, Mercedes-Benz ausschliesslich mit Lithium von Bergbaustandorten zu beliefern, die nach dem Bergbaustandard der Initiative for Responsible Mining Assurances (IRMA) auditiert wurden.
Mercedes-Benz pflegt mehrere Batteriepartnerschaften mit unterschiedlichen Anbietern in verschiedenen Regionen: in Europa mit ACC und CATL, in den Vereinigten Staaten mit Envision AESC und in China mit Farasis und CATL.
Rock Tech Lithium will bereits 2024 Europas ersten Lithiumkonverter mit einer Produktions-Kapazität von 24.000 Tonnen pro Jahr in Betrieb nehmen. Eine Menge die ausreicht, um rund 500.000 Elektroautos mit Lithium-Ionen-Batterien auszustatten. Das Cleantech-Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, den weltweit ersten geschlossenen Kreislauf für Lithium zu schaffen und so die Rohstofflücke auf dem Weg zu sauberer Mobilität zu schliessen. Rock Tech betreibt das Lithiumprojekt Georgia Lake in Ontario, Kanada. Bereits 2030 sollen rund 50% der eingesetzten Rohstoffe aus dem Recycling von Altbatterien stammen. Rock Tech Lithium ist an den Börsen in Toronto und Frankfurt notiert.
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- Geschrieben von: Klaus Koch