Im Schlagschatten angesichts des Klimawandels als zwingend erachteter Veränderungen scheinen plötzlich wieder geradezu epochale Kooperationen möglich zu sein: So wollen DHL und DB Cargo wieder enger zusammen arbeiten, um mehr Paket- und Gütervolumen auf die Schiene zu bringen.

Nachdem in zurückliegenden Jahren Tausende von Strecken-Kilometern und Gleisanschlüssen nicht nur stillgelegt sondern auch rückgebaut wurden – was etliche Unternehmen, die gern stärker auf die Schiene gesetzt hätten, übel vermerkten – wurde jetzt der Startschuss für neue Verbindungen gegeben. Dadurch werde sich der Anteil der über diesen Verkehrsweg transportierten Pakete von derzeit zwei Prozent auf sechs Prozent erhöhen, so Tobias Meyer, DHL-Konzernvorstand Post & Paket, und Sigrid Nikutta, DB Konzernvorstand Güterverkehr. Langfristig werde angestrebt, rund 20 Prozent der nationalen Paketsendungen per Schiene zu transportieren.

Damit dies gelinge, seien jedoch aus Sicht von DHL noch einige Veränderungen erforderlich. Zum Beispiel schnellere Waggons für den leichten Güterverkehr, ein Ausbau der Infrastruktur, bessere Trassen unter Einbeziehung der Hochgeschwindigkeitsstrecken, vereinfachte Verfahren für den Neu- und Ausbau von Bahnanschlüssen sowie schnellere, kostengünstige Verfahren zur Verladung vom LKW auf die Bahn und umgekehrt. Für einige Transporte müsste auch die Bereitschaft auf Kundenseite gegeben sein, für einen klimafreundlicheren Transport auf der Schiene etwas längere Laufzeiten zu akzeptieren.

«Die Kooperation mit der Deutschen Bahn und der Ausbau des schnellen, leichten Güterverkehrs auf der Schiene sind ein wichtiger Bestandteil in unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Unsere CO2- Emissionen pro Paket sind bereits heute deutlich geringer als bei Wettbewerbern, unter anderem durch die bereits weit fortgeschrittene Umstellung unserer Zustellung auf E-Mobilität. Diesen Vorsprung wollen wir weiter ausbauen und dazu lange Transportwege auf die Schiene verlagern». Das sei ein weiterer Schritt in Richtung eines CO2-neutralen Brief- und Paketdienstes in Deutschland, so Post- und Paketvorstand Meyer.

Sigrid Nikutta, DB Konzernvorstand Güterverkehr ergänzt: «Pakete gehören auf die Schiene – wir entwickeln mit Deutscher Post DHL gemeinsam ein Netzwerk dafür. Das ist eine starke Allianz für das Klima, denn jeder DHL-Zug spart unserem Planeten 80 bis 100 Prozent CO2 gegenüber dem Strassentransport. Ein einziger Güterzug kann bis zu 100.000 Pakete transportieren.»

Die ersten Paketzüge neuer Prägung (auf Basis von aufsetzbaren Wechselbehältern) rollten bereits im Jahr 2000 mit einer Nord-Süd-Verbindung in Deutschland an. In den letzten Jahren kamen weitere Verbindungen hinzu. Im April 2021, als Deutsche Post DHL zuletzt über den Stand ihres Nachhaltigkeitsprogramms informierte, bestand das Schienentransportnetz für Pakete aus 13 Verbindungen, die fast alle am Wochenende verkehrten. Das Unternehmen hatte seinerzeit angekündigt, weitere Paketmengen auf die Schiene zu verlagern. Nun sind weitere sieben Zugverbindungen mit zumeist werktäglichen Verkehren hinzugekommen. Allein vom Güterterminal Grossbeeren bei Berlin aus werden Destinationen in den Grossräumen Dortmund, Mannheim und Frankfurt am Main angefahren. Für deutsche Verhältnisse, unter denen in zurückliegenden Jahren auf geradezu schamlose Weise der Strassengüterverkehr – und auch dies nicht optimal – begünstigt wurde, geradezu revolutionär und fast kaum zu glauben: Pakete aus den umliegenden DHL-Paketzentren werden per LKW zum jeweiligen Güterterminal transportiert und dort auf die Züge verladen. Von dort gehen sie in die Zielregion, wo sie wieder umgeladen und per LKW ins aufnehmende Paketzentrum gebracht werden. Dieser Transport geschieht zumeist über Nacht. Der Antrieb auf der Schiene erfolgt dabei durch nachhaltig produzierten Strom. Mit Blick auf den bevorstehenden vorweihnachtlichen Starkverkehr planen Deutsche Post DHL und DB Cargo, zusätzlich 20 Züge an den Wochenenden vor Weihnachten einzusetzen.

Fotos: DB

Bahnbrechend innovativ: Um den klimafreundlicheren Pakettransport auf der Schiene weiter auszubauen, werde die Deutsche Post DHL auch ausgewählte Paketzentren mit Gleisanschlüssen ausstatten. Dadurch könnten Transporte zu den Terminals reduziert, die Verladung beschleunigt und noch höhere Mengen in den zur Verfügung stehenden Zeitfenstern auf die Schiene dirigiert werden. Den Anfang soll das Paketzentrum Köln machen, in dem in den nächsten Jahren eine Erweiterung und Bau eines direkten Zugangs zu dem benachbarten Containerterminal Eifeltor geplant ist. Bisherige Erfahrungen seitens Deutsche Post DHL bei der Planung von neuen bzw. der Ertüchtigung von bestehenden Gleisanschlüssen in Deutschland seien allerdings eher ernüchternd, denn eine Vielzahl baulicher und regulatorischer Vorschriften erschwerten solche Vorhaben und bedingten Jahre an Vorlaufzeit, so Post- und Paketvorstand Meyer.

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