Vielleicht kommt die Batterietechnik immer noch preiswerter, als die pro Kilometer Millionen verschlingende Elektrifizierung von Nebenstrecken. Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg können künftig mit 44 bei Stadler bestellten Zügen vom Typ Flirt in der Akku-Version Lücken im Oberleitungsnetz überbrücken.
Stadler jedenfalls baut seine Position im Bereich der alternativen Antriebstechnologien in Deutschland mit dem zweiten Liefervertrag dieser Art aus. Die zweiteiligen Fahrzeuge sollen ab 2025 sukzessive in den Fahrgasteinsatz gehen. Ab Dezember 2025 soll auf den süd- und westpfälzischen Bahnstrecken das Mobilitätszeitalter mit den lokal CO2-emmisionsfreien Nahverkehrszügen beginnen. Die Batteriezüge sollen bis Ende 2026 unter anderem Dieselfahrzeuge zwischen Kaiserslautern und Karlsruhe, Saarbrücken und Pirmasens, Landstuhl und Kusel ersetzen.
Die zweiteiligen Akku-Züge fahren vollständig elektrisch und eignen sich insbesondere für Netze, in denen sich – wie zukünftig im Pfalznetz - elektrifizierte Abschnitte mit solchen ohne Oberleitung ablösen. Auf den elektrifizierten Strecken fahren die Züge wie klassische Elektrotriebwagen unter Fahrdraht und laden dabei gleichzeitig die Batterien. Wo der Fahrdraht endet, fahren die Züge im Batteriebetrieb weiter. Dabei liegt die betriebliche Reichweite im Batteriemodus bei mindestens 80 km – nachgewiesen hat Stadler, wie berichtet, bei Testfahrten bereits bis zu 185 km Reichweite im Batteriebetrieb. Im Pfalznetz liegt nach der Fertigstellung von Teilelektrifizierungen der längste Streckenabschnitt ohne Elektrifizierung bei 48 km.
Abb.: Stadlerrail
Die 55 m langen Züge werden über extra lange Wagen verfügen, um so für die stark frequentierten Strecken eine höchstmögliche Fahrgastkapazität zu erlauben. Insgesamt finden 325 Personen in den Zügen Platz, davon 172 auf Sitzplätzen, von denen wiederum 16 in der ersten Klasse und 156 in der 2. Klasse liegen.
Mit dem Auftrag für die DB Regio hat Stadler mehr als 2000 Fahrzeuge des Beststellers Flirt verkauft – und das kurz vor dessen 20. Geburtstag. Der erste «Flinke, Leichte, Intercity- und Regional-Triebzug» war 2002 im Auftrag der SBB für die Stadtbahn Zug entwickelt worden. Die vierteilige Baureihe ging unter der Bezeichnung RABe 523 2004 in den Fahrgasteinsatz. Seitdem wurde der FLIRT zum internationalen Bestseller. Heute sind Fahrzeuge des Fahrzeugtyps in beinah allen Klimazonen vom Äquator bis zum Polarkreis in 20 Ländern unterwegs, allein 528 davon in Deutschland. Für die amerikanische San Bernardino County Transportation Authority (SBCTA) baut Stadler zudem den ersten mit Wasserstoff angetriebenen Flirt.
www.stadlerrail.com
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- Geschrieben von: Klaus Koch