Trotz Blockabfertigungen, Nachtfahrverboten und Baustellen wird in Bayern weiterhin zu stark auf die Strasse für den Güterverkehr über den Brenner gesetzt. Das zeigen Befragungen im Rahmen des Projekts «Klimafreundlicher Brennertransit» des Logistik-Kompetenz-Zentrums Prien. Höchste Zeit umzudenken.

Für Defizite gibt es natürlich auch Gründe, die sich nicht einfach am Unwillen der Logistik-Dienstleister festmachen lassen, sondern ihre Ursachen auch in der Infrastruktur und Versäumnissen zurückliegender Jahrzehnte haben. «Das Festhalten an der Strasse erklärt sich mit längeren Transportzeiten auf der Schiene, oft unpünktlichen Güterzügen, zu geringen Kapazitäten und zu hohen Kosten im ‚Kombinierten Ver-

kehr‘. Auch fehlen häufig Informationen, wie trotz der vielen technologischen und organisatorischen Schnittstellen auf die Schiene umgestiegen werden kann», erklärt Bertram Bossardt, Hauptgeschäftsführer der an der Studie beteiligten Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw). Gleichzeitig rücke das Thema Klimaneutralität immer mehr in den Fokus der Unternehmen. «Schliesslich verursachen Güterzüge pro Tonnenkilometer bis zu 80 Prozent weniger CO 2 als Lkws. Auch weil die Stabilität der Lieferketten nicht allein auf der Strasse gewährleistet werden kann, wächst das Interesse an der Schiene».

Foto: klk.

Tirol hat umfangreiche Maßnahmen wie ein sektorales Fahrverbot, ein Nachtfahrverbot, eine Verschärfung der Euro-Klassen-Fahrverbote und verstärkte Verkehrskontrollen einge- führt, mit der Argumentation, die Sicherheit der Strecke im Inntal und über den Brenner zu gewährleisten und die Bewohner zu schützen. Zusätzlich wurden Dosierungsmaßnahmen zur Entzerrung des Verkehrsaufkommens eingeführt. Für das Jahr 2022 waren bereits 38 Blockabfertigungstage im Plan.

Die bayerische Studie zeigt, wie die Infrastruktur im Bereich der Brennerstrecke effizienter und auch umwelt- sowie anliegerverträglicher genutzt werden könnte. Brossardt: «Wir brauchen nicht nur einen schnelleren Stre- ckenausbau und mehr Terminalkapazitäten, sondern auch eine Verbesserung bei Kostenstrukturen und transparentere Informationsmöglichkeiten, um die Logistikplanung zu erleichtern.

Ein Ansatzpunkt sei der Aufbau einer übergreifenden Informationsplattform für Verlader. Um die verladende Industrie besser über die schon jetzt vorhandenen Möglichkeiten auf der Schiene zu informieren, wurden im Rahmen des Projektes kurze Erklärfilme und Orientierungshilfen entwickelt. «Wir zählen darauf, dass staatliche Stellen darüber hinaus solche Vorhaben unterstützen, die den Interessen der Wirtschaft als auch denen des Umweltschutzes Rechnung tragen».

Grafiken: vbw

Übergeordnetes Ziel sei ein freier, bedarfsgerechter und nachhaltiger Warenverkehr über den Brenner. «Dazu tragen wir gerne bei, setzen aber auch darauf, dass alle Beteiligten sich ebenfalls bewegen und insbesondere die zahlreichen verkehrsbeschränkenden Massnahmen auf der Brennerstrecke zeitnah aufgehoben werden», so Brossardt abschliessend.

Christian Bernreiter, Staatsminister im Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr: «Wir brauchen noch vor Inbetriebnahme des Brenner-Basistunnels mehr Güterverkehr auf der Schiene. Dazu verfolgt die Staatsregierung zahlreiche Projekte zur Verlagerung von Transporten auf die Schiene und zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Schienengüterverkehrs. Wichtig ist auch, dass für die verladende Industrie der Zugang zur Schiene einfacher wird.»

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