Grafik: RBS
Der Ausbau des Bahnhofs Bern schreitet dreieinhalb Jahre nach dem Spatenstich planmässig voran. Die Herausforderung besteht darin, den laufenden Betrieb unter dem nach Zürich zweitgrössten Bahnverkehrsknoten der Schweiz nicht unterbrechen zu müssen. Nochmal 20 m darunter herrscht - sicherheitshalber - Eiseskälte.
Der im untersten Tiefparterre bestehende RBS-Bahnhof Bern wurde 1965 eröffnet. Konzipiert für täglich rund 16 000 Fahrgäste, benutzen ihn heute bis zu 60 000 Passagiere pro Tag. Die Kapazitätsgrenze war bereits 2014 erreicht. Knapp 20 Meter unterhalb der bestehenden Gleise 2 bis 7 der SBB entsteht deshalb der neue RBS-Bahnhof. Damit die beiden Bahnhofkavernen – das Herzstück des künftigen RBS-Bahnhofes – überhaupt ausgebrochen werden können, musste unter den Gleisen 1 bis 5 der SBB erst ein 80 m langer Zugangsstollen erstellt werden. Diesen Stollen braucht es, damit die Baufachleute zum Bauplatz für die Kavernen gelangen können und die ganze Materiallogistik (Abtransport des Aushubs, Materialanlieferungen) über die dortige Installationsplattform via Laupenstrasse abgewickelt werden kann.
Der Bau des Zugangsstollens war in Anbetracht der äusserst begrenzten Platzverhältnisse, der geologischen Vorkommnisse und insbesondere der unmittelbar darüber verkehrenden Züge eine anspruchsvolle Aufgabe. Die Arbeiten am Stollen erfolgten von einem eigens errichteten Schacht an der Laupenstrasse aus. Zum Einsatz kam beim Bau des Stollens auch das sogenannte Gefrierverfahren: ein spezielles Bauverfahren, das ein wenig an eine «Gletschergrotte» erinnert. Kein ungewöhnliches Verfahren mehr, aber doch bemerkenswert. Lockeres Material wird durch die Vereisung so verfestigt, dass direkt daneben weitergearbeitet werden kann, ohne Einstürze oder Verschüttungen durch Lockergestein in Kauf nehmen zu müssen, so Adrian Wildbolz, Gesamtprojektleiter des Ausbaus am Bahnhof Bern, anhand einer heute virtuell veranstalteten Begehung der Baustellenlandschaft.
Fotos: SBB / RBS
Vom Grund des 20 Meter tiefen Zugangsschachtes wurden kreisförmig horizontale verrohrte Bohrungen ausgeführt. In diese Bohrrohre mit einem Durchmesser von circa 15 cm wurden anschliessend Leitungen verlegt, durch die Kühlflüssigkeit gepumpt wird. Auf diese Weise kühlte das umliegende Erdreich kontinuierlich ab, bis dieses nach ungefähr sieben Wochen genügend «hart» gefroren war. Das Eis verband das Erdmaterial zu einem festen und stabilen Klumpen – quasi ein gigantischer «Eiswürfel» direkt unter dem Bahnhof Bern. Durch diesen riesigen, festgefrorenen gut 60 Meter langen «Block» hindurch wurde nun der erwähnte Zugangsstollen ausgebrochen – nahezu vergleichbar mit einer Gletschergrotte.
Die Ausbrucharbeiten für die künftigen Bahnhofhallen starteten vor wenigen Tagen. Damit die Züge dereinst in den neuen RBS-Bahnhof einfahren können, muss vom bestehenden Schanzentunnel aus ein rund ein Kilometer langer Zufahrtstunnel zum neuen Bahnhof gebaut werden. Die Vortriebsarbeiten für den Zufahrtstunnel erfolgen seit November vom Installationsplatz Hirschenpark aus. Die Tunnelbauarbeiten werden nun in Richtung Eilgut vorangetrieben, unter dem sich der neue Zufahrtstunnel später auf vier Röhren aufteilen und mit den beiden Bahnhofskavernen zusammengeschlossen wird.
Darst.: ZBB
Der Fels im Tunnel wird etappenweise ausgebrochen, laufend mit Stahlbögen gesichert und anschliessend betoniert, bevor die nächste Etappe an die Hand genommen wird. Die Bauarbeiten für den Zufahrtstunnel schreiten im Schnitt pro Woche rund zehn Meter voran und werden voraussichtlich im Frühling 2022 abgeschlossen. Mit «Zukunft Bahnhof Bern» wird der Bahnhof Bern grösser, heller und freundlicher. Zwei Unterführungen, neue Zugänge und breitere Perrons im RBS-Bahnhof sorgen dafür, dass sich die Passagierströme besser verteilen.
Hier das Video der Baustellenbegehung .
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- Geschrieben von: Klaus Koch