Foto: Hapag-Lloyd

4,5 Stunden dauerte es, bis ärztliche Hilfe für einen Seemann eintraf, der zehn Seemeilen vor der chinesischen Küste beim Sturz in den Laderaum der Sajir, eines 368m-Containerriesen der Hapag Lloyd, schwere Verletzungen erlitt. Der Mann starb eine Stunde vor Eintreffen medizinischer Hilfe.

Lang dauern auch die Untersuchungen der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU). Nehmen sie länger als zwölf Monate in Anspruch, wird ein Zwischenbericht erstellt. So liegt auch diesem Fall das Ereignis inzwischen ein Jahr zurück. Ein Bootsmann und zwei Schiffsleute kontrollierten die leeren Laderäume, während der Containerriese vor der Lotsen-Übernahmeposition von Ningbo auf Reede vor Anker lag, um Gegenstände zu entfernen, die bei der Containerbeladung im Weg sein könnten. Am späten Nachmittag stürzte das Besatzungsmitglied von der Umhausung des Maschinenraums etwa neun Meter in die Tiefe und verletzte sich dabei lebensgefährlich. «Trotz der Nähe zu einem Welthafen», vermerkt der Bericht, «musste die Besatzung das darauffolgende Notfall-Management weitgehend ohne externe Unterstützung durchführen».

Erste Hilfe wurde noch am Unfallort geleistet. Der Transport zum Schiffshospital erfolgte unter erschwerten Bedingungen, konnte aber bereits in Begleitung einer Funkverbindung mit Medico Cuxhaven bewältigt werden. Trotz der bordseitig bestmöglichen Versorgung mit Defibrillator und Sauerstoffmaske erlag der Seemann vier Stunden später seinen Verletzungen. Von Landseite in Ningbo traf erst in den späten Abendstunden der Notarzt ein, der nur noch den Tod des Besatzungsmitglieds feststellen konnte. «Warum der Notarzt erst so spät eintraf», heisst es im Zwischenbericht lakonisch, «konnte nicht geklärt werden».

Wie in solchen Fällen üblich, gehen die Unfallermittler in solchen Fällen den Ursachen gründlich nach, um Zwischenfälle solcher Art durch vorbeugende Massnahmen und / oder Sicherheitsanweisungen künftig vermeiden zu können. Ursache für den Absturz im Umfeld des Laderaums, heisst es, war «ein nicht abgesicherter Zugang zu einem unbeleuchteten Bereich, obwohl dort – wie bei vergleichbaren Schiffen – aus schiffsbaulichen Gründen Absturzgefahr bestand». Der Mann habe den Bereich trotz Berufserfahrung ohne geeignete persönliche Schutzausrüstung betreten. «Der tödliche Arbeitunfall war umso tragischer, als die Begehung des Laderaums nicht zwingend erforderlich gewesen wäre».

Der Schiffsbetreiber analysierte den Unfall. Daraufhin wurden alle Stellen auf der Sajir und anderen Schiffen der Flotte, an denen Vergleichbares geschehen könnte, mit Kennzeichnungen und Absperrungen gesichert. Endresultat war auch laut der Schiffsunfall-Untersuchungsstelle, dass solche Unfälle auch in Zukunft «nicht zur Gänze auszuschliessen» sein werden. Einen ähnlichen Unfall mit Todesfolge hatte es auch 2014 an Bord eines Containerriesen der MAERSK vor Shanghai gegeben.

 

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