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Die Frage, welche Rolle die Robotisierung in Zusammenhang mit dem Erhalt von Arbeitsplätzen spielt, brannte beim Materialflusskongress, an dem rund 700 Teilnehmer registriert wurden, allen auf den Nägeln. Agiplan-CEO Christian Jacobi argumentierte, dass sich digital betriebene Systeme KI-getrieben - schneller anpassen lassen.

Automatisierung diene der Flexibilität, so Jacobi zum Auftakt, aber auch dem Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. «Es geht darum hohe Verfügbarkeiten bereitzustellen, aber auch schnell zu reagieren». Zu früheren Zeiten hat der Vorgang der Automatisierung selbst erheblichen Aufwand erfordert – heute helfen intelligente Systeme, Logistik-Netzwerke und Anlagen zeitnah umzustellen.

Martin Rademaker

Swisslog-CEO Christian Baur sah den Trend zur Einführung von Mini-Verteilzentren aus den Vereinigten Staaten nach Europa kommen. Letztlich werde die Automatisierung mit Micro-Verteilzentren Arbeitsplätze schaffen – nicht vernichten. Stadtnahe Verteilzentren, die effektiv arbeiten, können auch Begegnungsräume berücksichtigen. «Wir müssen daran arbeiten», so Baur.

Fiege-Vorstandsmitglied Martin Rademaker umriss die Umstellung auf Omnichannel, also alle Kanäle gleichzeitig, aus Sicht des Logistikdienstleisters. «Wir hatten 2013 mal die provokante Äusserung aufgestellt, dass wir keine Automatisierung brauchen». Tatsächlich sei der enorm gestiegene Umfang aber ohne Automatisierung nicht machbar. «Wir hatten 2014 mal 1200 Mitarbeitende – jetzt sind es 15000». Der Personalbedarf nehme extrem zu. Auch starke Spitzenzeiten, wie der Black Friday, gelte es zu bewältigen. Rademaker: «Es wird auch alles immer mehr aktionsgetrieben, also abhängig von Events, sogar Super Bowls, und abhängig von Ereignissen». Schon viele Systeme seien im Gange, die den Waren- und Materialfluss mit hybriden Lösungen, also menschlichen Mitarbeitenden «Hand in Hand» mit Robotern, bearbeiten. Solchen «Mischkonzepten» gehöre auch die Zukunft. Vollautomatische Systeme wie AutoStore seien «nicht auf jede Frage» die Antwort. «Wir verkaufen grosse Technikpakete», so Rademaker, «aber am Schluss liegt das Risiko beim Käufer der Anlage».

Max Meister, Geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Unternehmens, berichtete von der Digitalisierung seiner Firma. Er behauptet, «gut gelaunt seit 1982» zu sein. Meister machte zu Coronazeiten 100 Mio. Euro Umsatz mit 650 000 «Orderlines», mit Dichtungen, Klebstoffen und Wälzlagern für Produktionsbetriebe. Was haben Kartoffelknödel mit dem Motorradclub Kreuzberg zu tun? Antwort: Die Optimierung der Logistik - vom Bestellvorgang bis zur Ersatzteil-Lieferung.

Sozusagen «schon wieder» arbeitet dort ein «AutoStore». Interessanter Werdegang bei der seinerzeitigen Einführung: „Wir haben noch jede Maske am Computer einzeln entwickelt und an die Erfordernisse der Mitarbeitenden angepasst». Damals habe «ausserhalb der LogiMAT noch kaum einer dieses System gekannt».

Meister: «Ich habe viele Menschen und viele Prozesse, und muss in kleinen Schritten erreichen, dass alles miteinander funktioniert und Verbesserungen bringt. (…) Ich kann nur jedem in Chefposition empfehlen, einzelne Vorgänge auch mal selbst durchzuführen, um zu verstehen, wie der Mitarbeitende mit der Aufgabe klarkommt».

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