N. Andersen

Die sogenannte «Netto-Null» bei den Treibhausgas-Emissionen ist ein wichtiges Ziel – aber nach übereinstimmender Bewertung durch die Schweizer Empa und das deutsche Öko-Institut nicht ausreichend, um die Klimaziele zu erreichen. Dazu brauche es dringend CO2-Abscheide-Technologien – und Lösungen wie «Carbfix».

Die Stiftung TA-Swiss, die gemäss Forschungsförderungsgesetz des Bundes (FIFG) den Auftrag hat, die Zukunftsfähigkeit neuer Technologien sowie deren Chancen und Risiken abzuschätzen, hat in einer Studie «Chancen und Risiken von Methoden zur Entnahme und Speicherung von CO2 aus der Atmosphäre» hohen Stellenwert eingeräumt. Die Forscher sind sich einig, dass auch die Schweiz auf den Einsatz sogenannter Negativemissionstechnologien (NET) angewiesen sei.

NET-Verfahren sollen CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und langfristig speichern. Bei der Untersuchung von den fünf für die Schweiz relevantesten Technologien wurde rasch deutlich, dass es keine Wunderwaffe zum Entfernen von CO2 gibt – es brauche einen schweizerischen Mix.

Fotos: Carbfix

 

Zum Ausgleich schwer vermeidbarer Restemissionen seien NET «eine unverzichtbare Ergänzung», aber gleichzeitig «eben nicht mehr als das», heisst es in der Studie. Sie seien sicher nicht geeignet, ambitionierte CO2-Einsparmassnahmen zu ersetzen. Dafür sei ihr Potenzial nicht gross genug und ihre Anwendung noch mit zu hohen Kosten und zu vielen Unsicherheiten verbunden. Um die Klimaziele zu erreichen, brauche es beide Möglichkeiten, den Gehalt an Treibhausgasen in der Atmosphäre zu verringern: Primär die Reduktion der Menge ausgestossener Treibhausgase und zusätzlich die Verfahren zur CO2-Entnahme in Kombination mit Treibhausgas-Senken für die übrigbleibenden Emissionen.

Bereits Anfang 2023 hat die Injektion aus der Schweiz per Schiff angelieferten Kohlendioxids am isländischen Carbfix-Standort Helguvík begonnen. Die Anlage dort hat jährliche Abscheidekapazität von 3000 t CO2 und 1000 t Schwefelwasserstoff (H2S).

Für die Mobilität und den Transport bedeute dies, dass je nach Einsatzgebiet unterschiedliche und die jeweils bestgeeigneten Antriebsarten und Technologien zum Einsatz kommen sollten. Entscheidend sei dabei nicht die Art des Antriebes, sondern einzig und allein, dass das gewählte Konzept auf erneuerbare Energien setze – beispielsweise auf die Nutzung von Biogas und LBG/Bio-LNG.

Empa-Chef P.Richner

 

Gas-LKW stossen gegenüber vergleichbaren Diesel-Trucks bis zu 35 Prozent weniger CO2 aus. Sind sie mit Schweizer Biogas unterwegs, fahren sie sogar nahezu CO2-neutral. Selbst mit herkömmlichem LNG lassen sich grosse Mengen an Treibhausgasemissionen vermeiden. Das durch Abkühlung verflüssigte CNG verbrenne deutlich sauberer und verursache 15 Prozent weniger CO2, 35 Prozent weniger Stickoxide und sogar 95 Prozent weniger Feinstaub als Diesel. Im Mobilitätsbereich könnten CNG– und LNG-Fahrzeuge somit dank einer zuverlässigen, seit Jahren erprobten Technologie einen wichtigen Beitrag zum Netto-Null-Ziel leisten.

Auch dann, wenn diese Antriebstechnologie auf Verbrennungsmotoren basiere. «Entscheidend ist, dass der Energieträger nachhaltig ist» – was sowohl bei Biogas als auch bei der Nutzung von LBG/Bio-LNG der Fall sei.

«Ein vollständiger Ersatz der fossilen Energieträger ist notwendig», hält in einem Interview auch Peter Richner, der stellvertretende Empa-Direktor, fest. Er ergänzt zudem, dass dieser Wandel möglichst rasch geschehen müsse, um die Schäden durch die Klimaerwärmung in einem tragbaren Rahmen halten zu können.

Doch leider sei beim Einsatz von NET-Technologien, die CO2 aus der Atmosphäre entnehmen und langfristig speichern, derzeit noch vieles unklar. Einige der Verfahren sind in der Praxis offenkundig noch unerprobt, technisch komplex, kostspielig oder vorerst nicht in grossem Massstab einsetzbar. Dies zeigt auch die TA-Swiss-Studie auf. Emissionen schon heute zu vermeiden sei jedoch auf jeden Fall günstiger, als das CO2 nachträglich wieder aus der Luft zu entfernen.

Foto: Refuelery

Mitten in Deutschland, in Burghaun bei Fulda, ist zurzeit übrigens auch die zweitgrössten Verflüssigungsanlage für Bio- und synthetische Treibstoffe weltweit in Entstehung begriffen. Sie wird von einer «Reefuelery GmbH» gebaut und soll nach ihrer Fertigstellung klimaneutralen Treibstoff für den Schwer- und den Güterverkehr in nicht unbeträchtlicher Menge liefern. Die Anlage wird laut offiziellen Angaben eine Kapazität von 180 t Bio-LNG pro Tag haben.

Jürg A. Stettler / LI klk.

Die Studie der TA Swiss  als pdf

www.cng-mobility.ch

www.ta-swiss.ch