A.Glanzmann
Das steile Wachstum flacht ab: Der starke Preisanstieg bei Energie, Treib- und Rohstoffen sowie der starke Anstieg der Teuerung nagten bei der Schweizerischen Post im ersten Halbjahr 2022 an der Erfolgsbilanz – insbesondere in der Logistik. Mit 3,46 Mrd. Franken Umsatz lag der Gewinn trotzdem bei 259 Mio. Franken.
Auch nach dem zweiten Quartal 2022 fallen Gewinn, Betriebsergebnis (EBIT) und Umsatz (Betriebsertrag) besser aus als in der ersten Hälfte des Vorjahres. «Wir sind strategisch und finanziell auf Kurs», sagt Alex Glanzmann, Finanzchef der Post. Tatsächlich sei das derzeitige wirtschaftliche Umfeld sehr anspruchsvoll – namentlich der starke Anstieg der Teuerung, die rekordhohen Preise für Energie, Treib- und Rohstoffe, mögliche Lieferengpässe bei notwendigen Gütern, die angespannte geopolitische Lage mit dem Krieg in der Ukraine und die gedrückte Konsumentenstimmung. Das alles beeinflusse auch den Betrieb bei der Post.
Den grössten Beitrag an das Konzernergebnis im ersten Halbjahr leistete der Bereich Logistik-Services. Der erzielte zwar ein Betriebsergebnis von 229 Mio. Franken – das seien jedoch 36 Mio. weniger im Vergleich zum Vorjahreswert. Während bei den Briefen mit 893,5 Mio. Stück der Rückgang 2,8 Prozent betrug, gingen die Paketmengen im ersten Halbjahr 2022 deutlicher zurück. 95,6 Mio. Pakete hat die Post in den letzten sechs Monaten verarbeitet, das sind 5,1 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Der bis anhin ungebrochene Trend hin zum Onlinehandel wurde in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gebremst. Die Gründe dafür sind die gedrückte Konsumentenstimmung und die fast vollständig aufgehobenen Corona-Massnahmen – die Menschen kaufen wieder mehr im stationären Handel und in Ladengeschäften ein. Auf längere Sicht rechne die Post aber weiterhin mit einem anhaltenden Wachstum bei den Paketen. So sei etwa die aktuelle Paketmenge 41 Prozent grösser als jene im ersten Halbjahr 2018. Die Post treibt den geplanten Ausbau ihrer Infrastruktur in der Paketverarbeitung weiter voran – denn mehr Kapazitäten seien mittel- und langfristig notwendig.
Doch der Paketmarkt ist hart umkämpft, der Druck auf Margen und Preise hoch. «Sortierung und Zustellung kosten uns markant mehr Geld als noch vor einem Jahr», sagt Glanzmann. Für 2022 rechnet die Post im Paketgeschäft mit Mehrkosten von insgesamt zwischen 30 und 40 Mio. Franken. Diese versucht die Post so weit als möglich selbst zu kompensieren und trägt sie auch in der zweiten Jahreshälfte 2022 selbst. Ab dem kommenden Jahr müsse die Post die höheren Kosten aber teilweise weitergeben.
Deshalb erhebt die Post ab 1. Januar 2023 einen variablen Energiezuschlag sowie einen Teuerungszuschlag auf Paketdienstleistungen für Geschäftskunden. Betroffen sind rund 3500 Geschäftskunden mit individuell vereinbarten Preisen auf nationalen Paketdienstleistungen.
Die aktuelle Entwicklung an den Märkten bestärkt die Post darin, dass sie ihre Infrastruktur für die Schweizer Wirtschaft und die Bevölkerung ausbaut. Mit Zukäufen von Logistikunternehmen im grenznahen Ausland will sie zudem die Abhängigkeit von globalen Lieferketten verringern. Auch entwickle die Post ihre Angebote entlang neuer Kundenbedürfnisse weiter und wachse in innovativen Geschäftsfeldern. «Wir lösen unser Versprechen auch in schwierigen Zeiten ein und versorgen die Schweizer Bevölkerung und Wirtschaft bestmöglich mit Produkten und Dienstleistungen – als Motor für eine moderne Schweiz», so Glanzmann.
- Details
- Geschrieben von: Klaus Koch