Blick in eine Rollenprüfanlage. Foto: Koch

Zwei Mitarbeitende und der Betriebsleiter der verunglückten Seilbahn in Stresa haben zugegeben, die Notbremsen der Anlage bewusst deaktiviert zu haben, meldet die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Sie hatten den Betrieb trotz bereits in den Tagen zuvor aufgetauchter Probleme nicht unterbrechen wollen.

Regionale Radiosender berichteten, dass die Techniker aufgrund in den vorangegangenen Tagen immer mal wieder auftauchender Kabinen-Stillstände eine Metallgabel, die sonst nur bei Wartungsarbeiten benutzt wird, einbrachten, um den Betrieb ungestört weiterlaufen zu lassen und die durch die Corona-Pandemie bedingten Rückstände im Passagier-Aufkommen wieder «reinzuholen». Es sei auch nicht das erste Mal gewesen, dass so gehandelt wurde, um grössere Inspektions-Stillstände zu vermeiden. "Es gab Störungen in der Seilbahn», hiess es im Regionalradio RAI 3. Man habe den Wartungsdienst angerufen, der das Problem aber nicht oder nur teilweise lösen konnte.

Nach teils dramatischen Verhören wurden drei Tage nach der Tragödie, bei der 14 Menschen, darunter zwei Kinder starben, Luigi Nerini, Eigentümer der Ferrovie Mottarone, der Direktor und der operative Leiter des Dienstes verhaftet. Vorangegangen waren mehr als zwölfstündige Diskussionen mit Werksmitarbeitenden und Technikern.

Laut der italienischen Nachrichten-Agentur wurde die «Gabel», ein Aufroller, der die Bremsbacken auf Abstand hält und das Tragkabel bei einem Bruch des Zugseils blockieren sollte, nicht entfernt. Nachdem die Seilbahn während der Pandemie stillgelegt wurde, war sie nun etwa einen Monat lang wieder in Betrieb, und hatte bereits etliche Fahrten absolviert, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Beteiligten waren offenbar der festen Überzeugung, dass ein Kabelbruch niemals auftreten, und somit auch die Sicherung durch das Notbrems-System nicht unbedingt benötigt würde. Ein tödlicher Irrtum, wie sich herausstellen sollte.

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