Panik sei hier «fehl am Platz». Aber Umfrageergebnisse zeigen, dass noch Einiges zu tun ist, sagt Jürgen Hindler, Supply Chain-Experte bei Oracle. Mit guter Software liesse sich einiges beim Lieferketten-Gesetz, das Anfang 2023 in Kraft tritt, machen. Aber offenbar haben viele Unternehmen immer noch keine Ahnung...
Insbesondere die organisatorische Abwicklung, Datenintegration und Zertifizierung der Lieferanten stellen Hürden für die Praxis dar. Die Schweiz hat sich bereits im November 2020 per Abstimmung im Ständerat gegen eine solche «Konzern-Verantwortungs-Initiative» entschieden. Über das deutsche Lieferketten-Sorgfaltspflichtengesetz (LkSG) hinaus, ist jedoch auch ein EU-Lieferkettengesetz in Sicht. Das wird dann auch Firmen aus «Drittstaaten» und Nicht-Mitgliedsländern mit mehr als 500 Mitarbeitenden und mehr als 150 Millionen Euro Umsatz in der EU betreffen - rund 17.000 Firmen weltweit. Für Risikobranchen mit Gefahrpotenzial sollen die Anforderungen bereits ab 250 Beschäftigten und 40 Millionen Euro Umsatz erfüllt werden – mit einer Übergangsfrist von zwei Jahren.
Eine deutsche Umfrage von Oracle und der Bundesvereinigung Logistik (BVL) belegt, dass zahlreiche Unternehmen planen, ihre IT-Systeme auf die Anforderungen abzustimmen, doch fehle es vielerorts noch an der nötigen Initiative. Die Direktive für Unternehmen ab 3000 Beschäftigten verlangt die Einhaltung der Menschenrechte auch bei mittelbaren Zulieferern. Um die Einhaltung zu gewährleisten, erlegt das Gesetz Dokumentationspflichten auf.
Laut Umfrage kennen 63 Prozent der Unternehmen die Anforderungen dieses Gesetzes gar nicht – darunter besonders viele Transport- und Logistik-Dienstleister sowie branchenübergreifend vor allem kleine Unternehmen (55 Prozent). Nur wenige Unternehmen – egal welcher Branche – seien bislang mit der Umsetzung befasst, bei den meisten stünden erste Schritte noch aus (87 Prozent). «Die Nase vorn», heisst es, «haben bislang Unternehmen aus der Konsumgüterbranche». Im Maschinen- und Anlagenbau seien hingegen noch keinerlei Initiativen bekannt.
Fotos: Oracle
Branchenübergreifend seien die organisatorische Abwicklung (69 Prozent), Datenintegration (67 Prozent), Zertifizierung der Lieferanten (44 Prozent) und Kosten (43 Prozent) die grössten Herausforderungen. Hinzu komme der Fachkräftemangel, der vor allem in der Logistik immer akuter werde, meinte jeder Dritte der Befragten.
Gern zur Hilfe genommen würden bei vielen Unternehmen IT-Lösungen. Ihren Nutzen bewerten vor allem Unternehmen aus der Konsum- und Gebrauchsgüterindustrie sowie Pharmaunternehmen als hoch. Die Implementierung lasse hingegen vielfach noch auf sich warten: Lediglich 16 von 115 befragten Unternehmen setzen bereits eine Softwarelösung ein, von der sie sich Unterstützung versprechen. Was die Beteiligung der verschiedenen Geschäftsbereiche angeht, sehen Unternehmen am ehesten die Abteilungen Einkauf, Logistik und Recht in der Verantwortung. Die IT- Abteilungen bleiben oft «unter dem Radar». Hindler: «Viele Entscheider lassen eine aussichtsreiche Lösung links liegen, wenn sie auf den Einsatz einer leistungsfähigen Supply Chain Management-Plattform aus der Cloud verzichten.»
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- Geschrieben von: Klaus Koch