Die Klimawende ist ohne die Schiene nicht machbar. «Die Politik muss Tempo machen», heisst es beim Verband der Bahnindustrie, bei dem Siemens, Alstom, wie auch Stadler dabei sind. Die Inlandsaufträge bei den Mitgliedsfirmen stiegen um 23,5 Prozent, aus dem Ausland sackten sie um 37,5 Prozent ab. Eine durchwachsene Bilanz.
Ohne weitere Milliarden vom Staat, die Modernisierung von Anlagen, beispielsweise Stellwerken, die dringend digitalisiert werden müssten, und ohne Zugkontrollsysteme wie das in Lötschberg und Gotthard längst angewandte ETCS wird es nicht gehen.
Immerhin machte die Herstellung von Rollmaterial beim einstigen «Verband der Deutschen Lokomotivfabriken» (VDB), in dessen Mitgliedsfirmen 53.300 Menschen arbeiten, im Jahr 2020 rund 9,2 Mrd. Euro der insgesamt 12,5 Mrd. Umsatz aus. Der Rest sind Infrastrukturanlagen, Leit- und Sicherungssysteme.
Andre Rodenbeck
Die Bahnhersteller erwarten klare Signale von der Politik. So müsse der Elektrifizierungsgrad bis 2025 von 60 auf 70 Prozent gehoben werden. «Wo Elektrifizierung nicht möglich ist», sagt Präsident Andre Rodenbeck , «müssen neue Antriebssysteme her». Beispielsweise Wasserstoff- und Hybridantriebe. «Wir müssen den Klimasünder Verkehr decarbonisieren».
Dabei komme dem Schienenverkehr die Rolle eines «Game-Changers» zu. Onboard-Units und ETCS wollen finanziert sein. Der VDB hat dazu auch ein Fahrzeugkonzept entwickelt. Rodenbeck: «Deutschland muss in den kommenden Wochen entschieden handeln». Denn das Bahngeschäft sei eines, das auf langfristige Massnahmen und ordentlichen Vorlauf angelegt sei. VDB-Geschäftsführer Axel Schuppe erklärt, dass die bislang vom Verkehrsministerium zugesagten Milliarden verfünffacht werden müssten. 12750 Fahrzeuge in bis zu 400 Varianten seien bis 2030 nachzurüsten. «Das macht man nicht eben mal so…». Bis auf Stuttgart und das Umfeld von «Stuttgart 21» sei da noch nichts näher definiert.
Bilder: VDB / DB
Offenbar wurden in jüngerer Zeit aber viele Aufträge vergeben, die sich nach Ansicht des VDB zu sehr am Niedrigpreis-Niveau orientierten. Auf längere Sicht, sagt VDB-Hauptgeschäftsführer Ben Möbius, werde sich das in Bezug auf Nachhaltigkeit und Zuverlässigkeit rächen. Bei den Total Costs of Ownership, zum Beispiel im Leichtbau, seien die Betriebs- und Gesamtlaufzeitkosten im Auge zu behalten. Auch die «Made in Europe»-Regel der EU sollte beachtet werden. Die besagt, dass dann 50 Prozent des Auftragswertes innerhalb Europas generiert werden sollten. Möbius: «Das sollte dann auch praktiziert werden». Man müsse sich ohnehin darauf vorbereiten, so Möbius, dass in kommenden Jahren zunehmend protektionistisch gearbeitet werde.
Der Verband der Bahnindustrie seinerseits unterhält auch Niederlassungen in den chinesischen Metropolen Tianjin, Chengdu und Shanghai.
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- Geschrieben von: Klaus Koch