Der Container-Terminal Altenwerder des Hamburger Hafen und Logistik-Betreibers HHLA ist ideal, um neue Technologien zu erproben. Eine davon ist der automatische Container-Umschlag mit selbst fahrenden Lkws in einem Projekt namens «Truck-Pilot», dessen Resultate beim ITS-Kongress präsentiert wurden.
Die HHLA kooperiert dabei mit dem Lkw-Hersteller MAN Truck & Bus. Ende Mai verliefen Praxistests mit einem autonomen Lkw im Regelverkehr auf dem HHLA-Terminal erfolgreich. Der gemischte Verkehr, heisst es, sei «eine grosse Herausforderung».
«So fühlt sich Zukunft an», lässt sich Detlev Gosler, Fahrer der Emder Spedition Weets zitieren. Regelmässig fährt er den Container-Terminal an. Er kennt die Abläufe genau. Bei den Tests war alles anders. Nicht er steuerte das Fahrzeug. Der mit elektronischen Automatisierungssystemen ausgestattete Prototyp kurvte im logistischen Regelbetrieb nahezu selbstständig über`s Gelände.
Fotos: MAN/HHLA
Das Forschungsprojekt hat zum Ziel, Automatisierungslösungen für den Strassentransport zu entwickeln. Konkret geht es um die Integrationsmöglichkeiten von autonom fahrenden Lkw in den Containerumschlagprozess. Im Rahmen der zweitägigen Praxistests brachte eine Spedition aus Emden 40-Fuss-Container im Auftrag der VW-Konzernlogistik von Soltau nach Hamburg. Schon auf der Zubringerfahrt auf der Autobahn A7 wurden umfangreiche Daten für das automatisierte Fahren gesammelt. Bei der Einfahrt zum Terminal Altenwerder rückte der Weets-Fahrer am Check-Gate auf den Beifahrersitz und machte einem geschulten Sicherheitsfahrer von MAN Platz. Der überwachte die autonomen Fahrfunktionen und sollte im Bedarfsfall eingreifen und die Fahrertätigkeit übernehmen können. Selbstständig gab der Prototypen-Lkw vorsichtig Gas, steuerte mit 25 km/h das Blocklager an und rangierte das Containerchassis rückwärts in die zugewiesene Fahrspur. Nach dem Containerumschlag erfolgte die autonome Rückfahrt zum Check-Gate. Der Sicherheitsfahrer musste kein einziges Mal eingreifen.
Till Schlumberger, Projektleiter bei der HHLA, freut sich über den gelungenen Test: «Autonomes Fahren wird kommen. (...) Entsprechend wollen und müssen wir uns als HHLA frühzeitig darauf vorbereiten, dass perspektivisch autonome Lkw an unseren Terminals Container abholen und anliefern.»
Sebastian Völl, Projektleiter Automatisiertes Fahren bei MAN Truck & Bus, verweist auf ein kürzlich von Bundestag und Bundesrat beschlossenes Gesetz (wir berichteten), das den Einsatz autonomer Fahrzeugsysteme in Deutschland in festgelegten Betriebsbereichen, wie zum Beispiel auf Strecken zwischen Logstik-Hubs, kontrolliert durch eine technische Aufsicht grundsätzlich erlaubt.
Autonome Fahrfunktionen sollen Lkw-Fahrer künftig bei ihrer Arbeit entlasten und unterstützen. Weitere potenzielle Vorteile liegen in der Effizienzsteigerung durch das vorausschauende automatisierte Fahren. Dieses reduziert den Kraftstoffverbrauch signifikant und kann ausserdem den allgemeinen Verkehrsfluss positiv beeinflussen. Nicht zuletzt versprechen sich die Projektpartner in allen Bereichen eine höhere Sicherheit. Auf dem ITS-Weltkongress wurden dem Fachpublikum die Ergebnisse des Projekts vorgestellt.
www.hhla.de
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- Geschrieben von: Klaus Koch