Foto: Solar Impulse

Die Weltumseglung mit der aus Photozellen gespeisten «Solar Impulse» war eines der ersten Projekte, die mithilfe eines Digitalen Zwillings entstanden, erklärt Bertrand Piccard auf Einladung von Dassault Systèmes (DS) in Hannover zum Thema «Digitale Transformation». Und: «Wir wollen natürlich Lösungen, die auch umgesetzt werden können».

«DS» ist ein Software-Entwicklungs-Unternehmen. Die Tochter des französischen Flugzeugherstellers Dassault beschäftigt sich hauptsächlich mit 3D-Darstellungs-Systemen – bevorzugt für die Luftfahrt, aber auch für zahlreiche andere industrielle Anwendungen. Insofern natürlich die richtige Adresse, um nach der Zeit zu fragen die nach Corona anbrechen soll. «Es ist der Moment für die Industrie, entschlossen und mutig zu handeln, um etwas zu bewegen», sagt Olivier Ribet, Vize-Chef von Dassault Systèmes, «...die Gelegenheit, alles neu zu denken». Ribets Auffassung nach gibt es tausend Lösungen für alles. «Wir müssen alles durchspielen" -sprich: simulieren.

Ob die Pandemie ein böses Handicap darstelle, fragt ein Teilnehmer, oder eher als Beschleuniger wirke?

Piccard sieht das – aufgrund seines Berufs logischerweise – eher als psychologische Frage. «Wenn alles gut läuft, wird keine Notwendigkeit gesehen, etwas zu ändern», meint er. «Wir müssen jetzt neu einsteigen, und Milliarden an verfügbaren Geldern nicht für alte Technologien verwenden». Anzustreben sei eine neue Industrie-Architektur. «Wenn wir diese Chance jetzt nicht wahrnehmen, wird es zu spät sein».

Screenshot: Hannovermesse

 

Ribet stimmt auf dem digitalen Podium mit ihm überein. «Die technologischen Möglichkeiten waren noch nie so fortgeschritten, wie jetzt. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt», die Pandemie der entscheidende Anstoss. «Wir können etwas planen, simulieren und an ein und demselben Ort durchkalkulieren». Digitale Zwillinge erlauben Effizienz und Innovations-Fähigkeit zu entwickeln. «Wir tun das bereits mit Elektroautos, Unternehmen wie Chrysler, aber auch türkischen Herstellern».

Piccard plädiert allerdings auch für einen Paradigmenwechsel. Nicht Rendite und Wirtschaftswachstum auf der einen, oder allein ökologische Kriterien auf der anderen Seite seien die Gegenpole, die sich unversöhnlich gegenüber stünden. Die neue Herausforderung sei ein «drittes Paradigma», das der Umwelt nütze und sie schütze, aber Vorgehensweisen und Produktionsmethoden möglichst effizient gestalte, um die Ressourcen zu schonen.

«Es geht nicht um die Konfrontation zwischen gegensätzlichen Hauptströmungen», bestätigt Ribet, «sondern um ein nachhaltiges Zusammenwirken». Beispielsweise darum, einen Gewinn aus optimierten Produktionsbedingungen als eine Art Geschäftsmodell miteinander zu teilen.

Foto: Solar Impulse

 

Piccard: «Natürlich ist das auch eine Frage an die Regierungen, die den rechtlichen Rahmen zur Verfügung stellen müssen» Hier würden oft noch alte Systeme gefördert, die der Umwelt schaden, aber offiziell noch «legal» seien. «Auch die Regierenden müssen verstehen, dass sie Pionierarbeit leisten müssen (…) Wir unterstützen den Green Deal der Europäischen Gemeinschaft. Das sind aber nur neun Prozent der Produktivkräfte weltweit».

Passend dazu eine zunächst harmlos erscheinende Nachfrage aus dem Kreis der digital hinzugeschalteten Teilnehmer: Was seien denn überhaupt Nachhaltigkeit und Resilienz? Piccard: «Resilienz, also Widerstandsfähigkeit, könnte auch bedeuten, nicht auf den Klimawandel zu reagieren und weiter wie bisher nach alten Mustern zu agieren. Aber wir müssen handeln».

 

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